Mainzer Bischof Kohlgraf kritisiert Reaktionen auf Bistums-Sparkurs

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat nach seiner Meinung ungerechtfertigte Reaktionen auf die angekündigten Schließungen von Bildungshäusern und Trägerwechsel für Schulen in seinem Bistum kritisiert. Es mache ihn "stutzig", wenn er auf Protestplakaten gegen die Sparmaßnahmen des Bistums Mainz lese, "dass ohne die katholischen Schulen der Glaube in Gefahr ist oder gar 'stirbt'", so Kohlgraf am Donnerstag in Mainz. Die Grundlagen für den katholischen Glauben würden von den Eltern "zu Hause gelegt", so der Mainzer Bischof weiter. "Fehlende häusliche Praxis kann durch Schule, Katechese usw. nicht ersetzt werden."
Er und die Bistumsleitung würden sich "die kommenden Wege wahrlich nicht leicht" machen, sagte Kohlgraf weiter. "Natürlich baut ein Bischof lieber auf als abzugeben." Im Moment gebe es jedoch "keinen anderen Weg" als die angekündigten Sparmaßnahmen. Der Diözesankirchensteuerrat habe ihm bereits einen Tag nach seiner Bischofsweihe klargemacht, dass die Ausgaben des Bistums zurückgefahren werden müssten. "Noch wenige Jahre, und wir würden nicht nur über Schließung einzelner Einrichtungen reden, sondern über den finanziellen Bestand des Bistums überhaupt", beschreibt Kohlgraf die finanzielle Situation der Diözese.
Sparkurs keine "überstürzte Panikreaktion"
Der Ende September verkündete Sparkurs sei keine "überstürzten Panikreaktion". Alle Bereiche des Bistums werden betroffen sein, man beginne jedoch mit dem Bildungsbereich, weil er "den größten Brocken im Haushalt darstellt", so Kohlgraf. Trotz des angestrebten Trägerwechsels mehrerer Bildungseinrichtungen, werde das Bistum 13 Schulen behalten und daher verglichen mit anderen Diözesen "weiterhin einen Schulschwerpunkt haben". Ihm sei jedoch bewusst, dass es ein Einschnitt sei, "der weh tut".
Kohlgraf kritisierte, dass die in der Vergangenheit oft thematisierten Einsparungen von den Gläubigen anscheinend für "Bischofs-Sprech" gehalten worden seien, den man nicht ernst zu nehmen habe. "Solche Ankündigungen kennt man seit 50 Jahren, passiert ist nicht viel", beschreibt er die Wahrnehmung der vergangenen Jahre. Doch nun würden mit den konkreten Sparmaßnahmen Konsequenzen anstehen. Gründe dafür seien die demografische Entwicklung und die zunehmenden Kirchenaustritte. "Ist denjenigen, die austreten, immer bewusst, dass sie damit auch 'Nein' sagen zum kirchlichen Engagement in den verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen?", so Kohlgraf.
Den angekündigten Sparmaßnahmen waren in den vergangenen Wochen teils massive Proteste gefolgt, etwa seitens betroffener Schüler, ihrer Eltern und Lehrer. So hatte sich etwa eine 16-jährige Schülerin mit einem Protestbrief direkt an Kohlgraf gewandt und die Aufgabe ihrer Schule durch das Bistum mit scharfen Worten kritisiert: "Dort wo die Kirche lebt, wird sie getötet". In ihrer Schule habe sich "Kampfgeist" ausgebreitet; man wolle mit Aktionen und Projekten versuchen, die Aufgabe der Trägerschaft abzuwenden. Das Bistum Mainz bestätigte auf Anfrage von katholisch.de, dass Kohlgraf diesen Brief erhalten habe und ihn beantworten werde. (rom)