Papst glättet die Wogen
Dennoch wird er zunächst nicht in seine Diözese zurückkehren. Er ist bis auf weiteres beurlaubt und nimmt eine vom Papst verordnete Auszeit. Wie der Vatikan berichtet, habe Franziskus entschieden, dass der Bischof "seinen bischöflichen Dienst zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ausüben kann". Damit gelang dem Papst ein Befreiungsschlag in der nach Medienberichten und Protesten festgefahrenen Situation. Die Entscheidung habe der Vatikan "zu jedem Zeitpunkt umfassend und objektiv informiert" getroffen.
Die Verwaltung des Bistums übernimmt nach päpstlicher Verfügung der bisherige Stadtdekan von Wiesbaden, Wolfgang Rösch. Dieser sollte ursprünglich im Januar 2014 das Amt des Generalvikars antreten und wird nun vorzeitig eingesetzt, "um die Diözese Limburg während der Abwesenheit des Diözesanbischofs im Rahmen der mit diesem Amt verbundenen Befugnisse zu verwalten", wie es im päpstlichen Bulletin heißt. Eine Frist nennt der Vatikan nicht.
Welle der Empörung
In den kommenden Wochen prüft nun eine Ende September von der Deutschen Bischofskonferenz eingesetzte Kommission, wie die Kosten des Bischofssitzes in Limburg derart den Rahmen sprengen konnten und sich mittlerweile auf 31 Millionen Euro belaufen.
Nachdem diese Zahlen bekannt geworden waren, ging in den vergangenen Wochen eine Welle der Empörung durch die Öffentlichkeit, befeuert von Medienberichten die Tebartz-van Elst als Geld verprassenden "Protz-Bischof" darstellten. Von einer medialen "Hexenjagd" auf den Limburger Bischof war die Rede.
Druck kam zuletzt auch von gerichtlicher Seite. Die Hamburger Staatsanwaltschaft hat einen Strafbefehl wegen einer eidesstattlichen Falschaussage gegen Tebartz-van Elst beantragt. Ihm wird vorgeworfen, gegenüber dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" falsche Erklärungen über einen Erste-Klasse-Flug nach Indien abgegeben zu haben. Parallel prüft die Staatsanwaltschaft Limburg, ob sie nach mehreren Anzeigen ein Ermittlungsverfahren wegen Untreue gegen den Bischof einleitet.
Die Wogen glätten
Mit seiner Entscheidung ermöglicht Papst Franziskus nun ein Glätten der Wogen und ebnet den Weg für eine nüchterne und umfassende Untersuchung der genannten Vorgänge. Wo Franz-Peter Tebartz-van Elst sich in der Zwischenzeit aufhalten wird – etwa in einem Kloster im Ausland – ist derzeit nicht bekannt.
Eine Einladung hat er indes schon erhalten: Das Bistum Regensburg hat dem Limburger Bischof Zuflucht angeboten. Bereits vor seiner Reise nach Rom war er in die Diözese gekommen und hatte den Vorsitzenden des Landeskomitees der Katholiken, Albert Schmid, besucht. Schmid hatte Tebartz-van Elst in den vergangenen Wochen immer wieder verteidigt und dabei Konflikte mit anderen Laienvertretern riskiert.
Eine Rückkehr in seine Diözese halten viele für ausgeschlossen. So etwa der Kirchenrechtler Thomas Schüller, der darauf hinweist, dass es darüber auch keine Erwähnung im päpstlichen Bulletin gebe. Die Entscheidung des Papstes könne er gut nachvollziehen, so Schüller, alles andere wäre einer "Vorverurteilung gleichgekommen".
Erzbischof Robert Zollitsch, der Vorsitzende der Bischofskonferenz, erklärte in Bonn, mit der Entscheidung werde "ein Raum eröffnet, um in dieser Situation zur inneren Ruhe zurückzufinden und eine neue Gesprächsbasis zu schaffen". Die von ihm eingesetzte Prüfungskommission werde ihre Arbeit zügig und sorgfältig fortsetzen, um Kosten, Finanzierung und Entscheidungswege rund um die Bauprojekte auf dem Limburger Domberg zu klären.
Domkapitel überrascht
Das Limburger Domkapitel zeigte sich über die Entscheidung aus Rom überrascht. Man habe davon erst durch die Pressemitteilung des Vatikan erfahren und darüber hinaus keine weiteren Informationen, sagte Domdekan Günter Geis bei einer eigens einberufenen Pressekonferenz am Mittwochnachmittag im Priesterseminar des Bistums. Man wisse nicht, wie lange die Auszeit dauern werde und wie es mit dem Bischof weitergehe. "Das wäre Kaffeesatzleserei."
Wie Geis erneuerten auch andere Mitglieder des Domkapitels ihre Ansicht, dass eine Zukunft im Bistum nur ohne Bischof Tebartz-van Elst möglich ist. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass in der Auszeit alles repariert werden kann, was zerstört worden ist", sagte Prälat Helmut Wanka. Aus seiner Arbeit als Personaldezernent berichtete er, dass auch er mit Priestern schon Auszeiten vereinbart habe, nach deren Ende der Geistliche in einer anderen Pfarrei weitergearbeitet habe.
Zugleich hofft das Domkapitel, dass der nun herrschende Zustand im Bistum nicht zu lange anhalten werde. "Die katholische Kirche ist eine Bischofskirche. Ohne den Bischof ist Ausnahmezustand. Das darf nicht zu lange dauern", sagte der Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz. Dass man außer den Presseverlautbarungen nichts Aktuelles von Bischof Tebartz-van Elst wisse, sei ein weiteres Zeichen für die Vertrauenskrise mit dem Bischof.
Weihbischof Thomas Löhr betonte, dass es zu keinem Zeitpunkt einen inhaltlichen und pastoralen Dissens mit dem Bischof gegeben habe. Der Ursprung des Konflikts liege in einer Vertrauenskrise. Ähnlich äußerte sich auch Geis. Es habe einen guten Anfang gegeben, sagte der Domdekan und weiter: "Bei aller Kritik darf man nicht vergessen, dass der Bischof seinen Dienst mit Frische, mit Freude wahrgenommen hat."
Die vorzeitige Berufung von Wolfang Rösch zum Generalvikar wurde unisono begrüßt. Das Domkapitel stehe ihm nach besten Kräften zur Verfügung. Zugleich betonten die Mitglieder, dass sie bei der Bewilligung von Geldern für den Bau des Diözesanen Zentrums über die Anfangssumme hinaus außen vor gewesen seien. Die Faktenlage müsse nun für "jeden nachvollziehbar" dargestellt werden, sagte Geis. Ebenso bedürfe die Krise auch einer geistlichen Aufarbeitung. "Wir wissen um die Verunsicherungen und die tiefen Verletzungen der Gläubigen." (Mit Material von KNA, dpa)