Silvano Tomasi neuer päpstlicher Gesandter für den Malteserorden
Papst Franziskus hat den designierten Kardinal Silvano Maria Tomasi (80) zum neuen Sondergesandten für den Malteserorden ernannt. Das gab der Vatikan am Sonntag bekannt. Nach dem Rücktritt von Kurienkardinal Giovanni Angelo Becciu (72) erteile er Tomasi alle für die Aufgabe notwendigen Befugnisse, heißt es in einem entsprechenden Beschluss des Papstes.
Der neue Gesandte werde den Eid des nächsten Malteser-Großmeisters entgegennehmen und für alle Fragen zu den Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Orden zuständig sein. Er bitte Tomasi, bis zum Abschluss des bei den Maltesern laufenden Reformprozesses im Amt zu bleiben, so das Kirchenoberhaupt. Auf jeden Fall so lange, wie es "hilfreich" erscheine. Der Papst hatte erst kürzlich bekanntgegeben, er werde Tomasi am 28. November zusammen mit zwölf weiteren Geistlichen in den Kardinalsstand erheben.
Erfahrener Kirchendiplomat und Migrations-Experte
In einer ersten Reaktion begrüßte der Orden die Entscheidung des Papstes. "Ich möchte Franziskus dafür danken, dass er eine Person wie Erzbischof Silvano Tomasi als seinen Gesprächspartner für uns ernannt hat", sagte Ruy Goncalo do Valle Peixoto de Villas-Boas, Interims-Leiter der Malteser. Erfahrung und Wissen des neuen Delegaten erleichterten die nächsten Schritte.
Der Ordenspriester aus Norditalien ist ein erfahrener Kirchendiplomat. Er war Nuntius in Äthiopien, Eritrea und Dschibuti, schließlich 2003 Ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen in Genf. Nach seiner Pensionierung 2016 arbeitete der Migrations-Experte in der Vatikanbehörde für Entwicklung und Menschenrechte.
Das sind die 13 neuen Kardinäle
Das Kardinalskollegium bekommt Zuwachs – neun Papstwähler und vier verdiente Kirchenmänner. Am 28. November wird Papst Franziskus sie in sein wichtigstes Beratergremium aufnehmen. Wir stellen die neuen Kardinäle in Kurzporträts vor.
Tomasis Vorgänger als päpstlicher Gesandter bei den Maltesern, Kardinal Becciu, war Ende September aufgrund einer Finanzaffäre von seinem Amt als Präfekt der Heiligsprechungskongregation zurückgetreten und verzichtete auf seine Rechte als Kardinal. Wie genau sich dies auf seine Rolle als Delegat auswirken würde, war bis zuletzt fraglich.
Anfang Oktober signalisierte der Großkanzler des Ordens, Albrecht Freiherr von Boeselager, dass er wegen Beccius Entlassung mit einer Verzögerung des internen Reformprojekts rechne. "Wir haben vom Heiligen Stuhl noch keine Nachricht erhalten, was Kardinal Beccius Position uns gegenüber betrifft", sagte der Deutsche dem Internetportal Crux. Solange das unklar sei, könne man nichts Genaues sagen. Teile der neuen Ordensverfassung benötigten die Zulassung durch den Heiligen Stuhl, erläuterte der Großkanzler. Dafür sei der Kardinal zuständig gewesen.
Becciu wurde 2017 zum Sondergesandten ernannt
Becciu war 2017 zum Sondergesandten für den Orden ernannt worden, um die dortigen Reformanstrengungen nach einer Leitungskrise zu begleiten. Die angestrebte umfassende Verfassungsänderung ist noch nicht abgeschlossen. Zudem soll bei einer am 7. November in Rom beginnenden Versammlung ein neuer Großmeister gewählt werden. Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto, der das Amt zuletzt innehatte, war am 29. April gestorben.
Als katholischer Orden ist der Souveräne Malteserorden dem Heiligen Stuhl unterstellt. Gleichzeitig ist er politisch ein eigenes Völkerrechtssubjekt. Zu 107 Staaten unterhält der Orden diplomatische Beziehungen, seit Ende 2017 auch zu Deutschland. Die Malteser haben nach eigenen Angaben 13.500 männliche und weibliche Ordensmitglieder sowie rund 120.000 ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter. Sie sind weltweit in der Entwicklungs- und Katastrophenhilfe sowie im Gesundheitssektor aktiv. (cbr/KNA)
01.11.2020, 18.15 Uhr: Ergänzt um Stellungnahme des Malteserordens