Vatikan widerspricht: Keine "Plünderung" des Peterspfennigs
Der Vatikan hat Berichten widersprochen, gemäß denen Gelder des Peterspfennigs zum Ausgleich von Verlusten aus Finanz- und Immobilienskandalen verwendet wurden. Es habe keine "Plünderung" des Peterspfennigs gegeben, sagte Bischof Nunzio Galantino am Samstag im Interview mit der katholischen Tageszeitung "Avvenire". Der Leiter der Güterverwaltung des Apostolischen Stuhls (APSA) betonte, dass die traditionelle Spende an den Papst, der sogenannte Peterspfennig, eine Möglichkeit für die Gläubigen sei, "die Mission des Heiligen Vaters und seine Werke der Nächstenliebe zu unterstützen". Diese Gelder würden jedoch nicht von der APSA, sondern vom vatikanischen Staatssekretariat verwaltet.
Die Millionen-Verluste aufgrund der Investition in eine Londoner Luxus-Immobilie durch den Vatikan seien mit Geldern des Reservefonds des Staatssekretariats aufgefangen worden, so Galantino weiter. Der Peterspfennigs sei dafür nicht verwendet worden, da diese Gelder mittels einer "umsichtigen getrennten Verwaltung" organisiert würden. Die Mittel des Peterspfennigs hätten in den vergangenen Jahren ihren "Wert erhalten und sogar eine Rendite erzielt, die für die Aufgaben des Heiligen Vaters bestimmt" sei.
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Der Londoner Immobilien-Deal habe zu Verlusten in Höhe von 66 bis 150 Millionen Pfund geführt, sagte Galantino unter Bezug auf "unabhängige Schätzungen". Diese Einbußen hätten Auswirkungen auf den Reservefonds des Staatssekretariats gehabt. Es sei schwierig, den aktuellen Wert der Luxus-Immobilie zu bestimmen, da die Corona-Krise und der bevorstehende Brexit zu einer Minderung des Preises geführt hätten. Gleichzeitig habe der Vatikan jedoch eine "neue Baugenehmigung" für das Gebäude erwirken können, was sich positiv auf den Wert ausgewirkt habe.
Über die Schuldigen in den vatikanischen Finanz- und Immobilienskandalen hätten innere Ermittlungen zu befinden, so Galantino. Man werde jedoch aus den gemachten Fehlern lernen und Umstrukturierungen in diesem Bereich vornehmen. Der Leiter des vatikanischen Wirtschaftssekretariats, Juan Guerrero, hatte Medienberichten zufolge eine Zentralisierung der Finanzen bei der APSA angekündigt.
Der im September auf Druck des Papstes erfolgte Rücktritt des Leiters der Heiligsprechungskongregation, Kardinal Giovanni Angelo Becciu, soll in engem Zusammenhang mit dem vatikanischen Immobilienskandal stehen. Vermutet wird eine Verwicklung Beccius in die Londoner Geschäfte, die aus Mitteln des Heiligen Stuhls finanziert wurden. Auch eine Veruntreuung von Geldern aus dem Peterspfennig in der Zeit von Beccius Tätigkeit als Substitut des vatikanischen Staatssekretariates steht demnach im Raum. (rom)