Nach seiner Ernennung sei er "fast versteinert" gewesen

Neuer Kardinal: Benedikt XVI. hat Franziskus' Programm grundgelegt

Veröffentlicht am 09.11.2020 um 12:19 Uhr – Lesedauer: 

Siena ‐ Der eine habe das theologische Konzept geliefert, dem anderen gehe es um seine Anwendung: Der künftige Kardinal Augusto Lojudice sieht eine große Kontinuität zwischen Benedikt XVI. und Franziskus. In diesem Bewusstsein wolle er sein Amt ausführen.

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Augusto Lojudice (56), Erzbischof von Siena und designierter Kardinal, sieht eine deutliche Kontinuität zwischen den Pontifikaten von Benedikt XVI. und Franziskus. "Das Pontifikat und das Lehramt von Franziskus sind die logische Konsequenz des Pontifikats von Papst Benedikt XVI.", sagte Lojudice am Montag dem US-Onlinemagazin "Crux". Während ersterer das theologische Konzept der Nächstenliebe geliefert habe, gehe es letzterem vor allem um dessen konkrete Anwendung in der pastoralen Praxis. Lojudice ist einer von 13 Würdenträgern, die in einem Konsistorium am 28. November von Papst Franziskus in das Kardinalskollegium aufgenommen werden.

Mit Blick auf Franziskus' erste Enzyklika "Evangelii Gaudium" sagte Lojudice, dass sie "jenen großen Hymnus an die Nächstenliebe" fortsetze, der in der ersten Enzyklika von Benedikt XVI., "Deus caritas est", enthalten sei. Benedikt biete dabei "keinen abstrakten Gedanken", sondern einen "verkörperten", so der Erzbischof von Siena. Nach Benedikt, "dem großen Mann des Studiums und der Kultur", sei Franziskus "mit der Kontinuität einer verkörperten Erfahrung" gekommen, die aus der Welt und dem Kontext komme, in dem er geformt wurde und Priester sowie später Bischof war. Lojudice betonte in Bezug auf sein eigenes Wirken, in diesem Bewusstsein sei es sein persönliches Ziel, als Kardinal den Kurs fortzusetzen, den er im Priesteramt eingeschlagen habe und "immer zu bleiben, wer ich bin".

Franziskus' Botschaft: Sich weiterhin die Hände schmutzig machen

Als er von seiner Ernennung zum Kardinal erfahren habe, sei er "fast versteinert" gewesen, so Lojudice. Da er erst seit weniger als einem Jahr Erzbischof sei, habe er das nie erwartet. "Es hat mich aber nicht überrascht, dass er es überraschend getan hat", fügte er hinzu. Die Botschaft, die Franziskus den Kandidaten für das Kardinalsamt sende, sei der Befehl, sich "weiterhin die Hände so schmutzig zu machen wie vorher." Papst Franziskus wünsche sich eine Kirche, die gemäß dem Evangelium handelt. "Alles, was wir brauchen, ist im Evangelium vorhanden, und der Papst versucht nur mit Kraft, es in die Tat umzusetzen", betonte Lojudice.

Augusto Lojudice ist seit 2019 Erzbischof von Siena und nach rund 220 Jahren der erste Inhaber dieses Bischofsstuhls, der die Kardinalswürde erhält. Zuvor war er vier Jahre lang Weihbischof in der Diözese Rom. In der Italienischen Bischofskonferenz ist er Sekretär der Kommission für Migration. Mit seiner Aufnahme in das Kardinalskollegium wird er zum Mitglied des wichtigsten Beratergremiums des Kirchenoberhaupts. Nach dessen Tod oder Rücktritt wählen die Kardinäle in einem Konklave einen Nachfolger. Wahlberechtigt sind diejenigen, die das 80. Lebensjahr nicht vollendet haben. Nach dem Konsistorium am 28. November wird die Zahl der potenziellen Papstwähler voraussichtlich bei 128 liegen. (mal)