Oster: Missbrauch ist "diabolischer Angriff" auf das Evangelium
Der Passauer Bischof Stefan Oster hat sexualisierte Gewalt in der Kirche als einen "diabolischen Angriff auf das Innerste unseres Evangeliums" bezeichnet. Kirche müsse eigentlich verdeutlichen, dass es das Paradies tatsächlich gebe, "und dass wir da hineingehören, hineingerufen sind als Kinder Gottes", sagte Oster am Samstag anlässlich des Gebetstags für die Betroffenen von sexuellem Missbrauch. In einer normalen Kindheit scheine so etwas wie eine kleine Paradieserfahrung auf. Beim Missbrauch komme dem Kind dagegen "das Zerstörerische entgegen, das dramatisch Überfordernde, das Irritierende, das Benutzt- und Gebrauchtwerden."
Der Glaube müsse indes eigentlich verkünden, dass die Welt in ihrem Innersten gut und schön und wahr sei, so Oster weiter. Eigentlich wäre die Einladung als Kirche: "Hinein in die Welt der heilen Beziehungen." Daher sei die Fallhöhe als Kirche im Gegensatz zu anderen gesellschaftlichen Bereichen bei diesem Thema so hoch. "Deswegen ist gerade Missbrauch bei uns so dämonisch. Missbrauch verursacht gewissermaßen im Herzen der Menschen den Zerbruch, den Bruch der Fähigkeit, an eine heile Welt zu glauben, an heile, verlässliche Beziehungen, auch an eine geheilte Beziehung zu mir selbst."
Verständnis für Missbrauchsopfer bei Abwendung von Kirche
Es sei verständlich, wenn Missbrauchte sich von der Kirche abwendeten, erklärte der Passauer Bischof. "Und nicht wenige der Betroffenen wollen die Kirche am liebsten zerstören, weil sie sie nur mehr als geld- und geltungssüchtiges Lügengebäude sehen können." Deshalb sei es ein Wunder, wenn Betroffene durch gute Erfahrungen mit Gläubigen und Priestern nach vielen Jahren wieder zur Kirche fänden. Er hoffe, dass solche Menschen hülfen, "dass wir eine Kirche leben und bauen und hoffentlich mit Gottes Hilfe bauen können, in der jede Form von Missbrauch so gut wie möglich verhindert wird".
Der jährliche Gebetstag für Opfer sexuellen Missbrauchs geht auf eine Anregung von Papst Franziskus zurück. Für Deutschland haben die Bischöfe festgelegt, dass dieser rund um den 18. November begangen werden sollte, an dem zugleich der "Europäische Tag zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch" ist. Diese Regelung wurde nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz 2015 getroffen. (rom/KNA)