Sachsen-AfD verbreitet Kritik-Brief an Kirchenleitungen
Die AfD-Fraktion im Sächsischen Landtag wirbt für einen kirchenkritischen "Offenen Brief von 37 Christen aus der Oberlausitz". In dem Schreiben an den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und die katholische Deutsche Bischofskonferenz halten die Unterzeichner den Kirchenleitungen vor, sich "widerstandslos staatlichen Anordnungen" zu unterwerfen. Der kirchenpolitische Sprecher der AfD-Fraktion, Jörg Kühne, sprach ihnen in einer am Freitag verbreiteten Pressemitteilung "Dank und Anerkennung für ihre mutigen Worte" aus. Die Pressesprecherin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens (EVLKS), Tabea Köbsch, warf der AfD vor, das Schreiben "politisch zu vereinnahmen".
In dem auf den 19. November datierten Brief fordern die Unterzeichner, "dass die Kirche ihre Stimme gegen die Politik der Angstverbreitung durch den Staat und die Medien erhebt". Sie werfen dem Staat eine "totalitäre Machtausübung" in der Corona-Krise vor und kritisieren unter anderem, dass die Kirchenbauten beim vergangenen Osterfest geschlossen blieben. "Wir sind der Meinung, dass jedem Christen mit dem nötigen Gottvertrauen der freie Zutritt zu einem Gotteshaus gewährleistet werden muss", fordern die Unterzeichner. Sie betonen: "Das Evangelium, die Frohe Botschaft ist unsere Richtschnur, die uns Hoffnung auf Erlösung und den Glauben an das ewige Leben gibt."
Keine haupt- oder nebenamtlichen Mitarbeitenden
Die Unterzeichner bezeichnen sich als ehemalige Bürger der DDR, von denen sich viele in der Friedensbewegung und während der friedlichen Revolution engagiert hätten. Mehr als die Hälfte der Unterzeichner stammen nach eigenen Angaben aus der Stadt Zittau und der Gemeinde Großschönau im Osten Sachsens. Die evangelische Löbauer Superintendentin Antje Pech erklärte auf Anfrage, unter den Unterzeichnern seien keine haupt- oder nebenamtlichen Mitarbeitenden der Landeskirche, einige seien indes für ehrenamtliches Engagement in der Kirche bekannt.
EVLKS-Sprecherin Köbsch betonte ebenfalls auf Anfrage, die in dem Brief vorgebrachte Kritik sei nicht die "Haltung der Landeskirche". Sie verwies auf das "Wort zum Buß- und Bettag 2020" von Landesbischof Tobias Bilz. Er hatte zu "Ermutigung und Unterstützung" der Verantwortlichen in Politik, Gesellschaft, Gesundheitswesen und Wirtschaft aufgerufen. "Es muss ihnen zugetraut werden, dass sie unter Abwägung vieler Aspekte nach bestem Wissen und Gewissen handeln", betonte Bilz.
Auch die Religionen sind von der Pandemie betroffen: Im Kampf gegen die Corona-Pandemie sollen Kirchen und Religionsgemeinschaften zu Weihnachten im Gespräch mit den Ländern Konzepte zur Kontaktreduzierung bei Gottesdiensten und anderen Zusammenkünften erarbeiten. Das haben die Regierungschefs der Länder bei ihrer Besprechung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwochabend beschlossen. Religiöse Zusammenkünfte mit Großveranstaltungscharakter sollten vermieden werden. (cph/KNA)