Beliebter Münsteraner Priester soll nach 17 Jahren versetzt werden

Nach Aufruhr wegen Pfarrer-Versetzung: Bischof Genn schreibt Pfarrei

Veröffentlicht am 01.12.2020 um 12:36 Uhr – Lesedauer: 

Münster ‐ Weil ein beliebter Münsteraner Pfarrer versetzt werden soll, war es zu Aufruhr gekommen. Bischof Felix Genn hat den Gläubigen nun geschrieben – und einer in der Kritik stehenden geistlichen Gemeinschaft seinen Rückhalt versichert.

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Nach Aufruhr unter Gläubigen wegen der möglichen Versetzung eines Münsteraner Pfarrers hat sich Bischof Felix Genn mit einem Brief an die betroffene Pfarrei St. Liudger in Münster gewandt und die Personalentscheidung bestätigt. Der betreffende Geistliche werde nicht, "wie einige Stimmen mutmaßen, 'in die Wüste geschickt'", heißt es im Schreiben Genns, das am Montag von der Diözese veröffentlicht wurde. Die Worte des Münsteraner Bischofs wurden am Wochenende vom Personalverantwortlichen des Bistums, Karl Render, in allen Gottesdiensten der Kirchengemeinde verlesen.

Render wurde beim Vortrag des dreiseitigen Briefs, in dem Genn die Gründe für die Versetzung des in der Gemeinde beliebten Pfarrers erklärt, "mehrfach von lauten Protestrufen unterbrochen", heißt es in einem Artikel auf der Internetseite der Bistumszeitung "Kirche und Leben". Tumultartige Szenen wurden berichtet, es kam nach den Gottesdiensten am Wochenende zudem zu Versammlungen von Gemeindemitgliedern mit Protestschildern.

Ein Hintergrund für die Ablehnung der Versetzung des Priesters durch die Gläubigen könnten demnach Befürchtungen sein, die als konservativ geltende "Gemeinschaft Emmanuel", der mehrere in der Pfarrei tätige Geistliche angehören, könne hinter der Personalentscheidung der Diözese stehen. Genn betonte in seinem Brief jedoch, dass "es keine Wiederbesetzung durch einen Priester der Gemeinschaft Emmanuel geben" werde und diese die Versetzung nicht betrieben hätten, auch wenn es "im Pastoralteam gelegentlich Spannungen gegeben" habe.

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Er schätze die Neue Geistliche Gemeinschaft sehr und "bedaure, dass durch kritische Äußerungen, die in der letzten Zeit zu lesen waren, diese in Misskredit gestellt wurde", so Genn. Dies sei "ungerecht" und missachte, wie sehr sich die Mitglieder der Gemeinschaft "in den bisher 12 Jahren ihrer Tätigkeit in der Pfarrei von ganzem Herzen für die Menschen vor Ort eingesetzt haben". Der Pfarreirat habe in der Vergangenheit zudem den Wunsch geäußert, die "sehr fruchtbare und segensreiche Tätigkeit in der Seelsorge" durch die Emmanuel-Priester fortzuführen.

Weiter erläuterte Genn, dass man in den vergangenen Jahren dem betreffenden Pfarrer immer wieder "unterschiedlichste Optionen für eine Veränderung aufgezeigt" habe. Diese seien bislang jedoch "nie zum Tragen gekommen". Der Geistliche war 17 Jahre in seiner jetzigen Einsatzgemeinde tätig und wird ab Juni in einer anderen Pfarrei in Münster sowie einer Schule arbeiten. Genn dankte dem Priester für seine "langjährige seelsorgliche Tätigkeit und das Engagement".

Gegenüber "Kirche und Leben" bezeichneten Gemeindemitglieder die "Stimmung als geladen". Es gebe Befürchtungen, "dass das bunte und liberale Gemeindeleben 'vor die Hunde geht'". Den Vorwurf, dass um den Pfarrer ein "Personenkult" betrieben werde, wiesen sie zurück. Zudem wurde die Art und Weise der Information der Gläubigen über die Personalentscheidung kritisiert. Render habe demnach auf Zwischenrufe während des Verlesens des Bischofsbriefs mit den Worten reagiert: "Dies ist keine Diskussionsveranstaltung." Die Gemeindemitglieder hätten angekündigt, am kommenden Sonntag auf dem Münsteraner Domplatz zu protestieren und Genn zu einer Rücknahme der Versetzung zu bewegen. (rom)

01.12.2020, 15:20 Uhr: Präzisierung des ersten Satzes der Meldung.