Griaß Gott! Hier spricht …
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Impuls von Christoph Kreitmeir
Freitagabend kurz nach 18 Uhr im Klinikum Ingolstadt. Durch die Lautsprecher auf den Flurgängen, in der Eingangshalle und eigentlich überall außer in den Operationssälen und auf Intensiv ist eine laute und doch nicht aufdringliche Männerstimme zu hören.
In warmem und sympathisch rüberkommendem niederbayerischen Dialekt heißt es da: "Griaß Gott! Hier spricht Pater Hubert …" Der junge Oratorianerpater lädt auf originelle Weise zur Werktagsmesse um 18.30 Uhr in die Klinikkapelle ein. Er sagt dabei auch, dass dieser Gottesdienst über Radio und Fernsehen in die Zimmer übertragen wird.
Ich durfte schon miterleben, wie Menschen auf dem Gang stehenblieben und der Stimme nachlauschten oder wie eine Frau, die ich darauf ansprach, antwortete: "Des find I guad, dass der Pater im Dialekt spricht. Mir san ja in Bayern. I glaab, da geh I hin."
"Ein Mensch trat auf, von Gott gesandt … Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht … Er sagte: Ich bin die Stimme eines Rufers in der Wüste …": So heißt es im heutigen Evangelium nach Johannes am dritten Adventssonntag.
Der hochgewachsene junge Pater mit Schuhgröße 48 bringt nicht nur durch seinen Dialekt, sein gutes Vorbereitetsein auf die Gottesdienste und seine gesunde Frömmigkeit, sondern auch durch seinen Humor kühlen und erfrischende Wind in die Wüste eines Krankenhausaufenthaltes.
Dem vielfältigen Leid, das ihm in den Gesprächen bei Krankenbesuchen begegnet, hält er stand und weist auf das Licht hin, das hinter allem Leid steht.
In einer Zeit, in der Kirche nicht mehr hoch im Kurs steht, in einer Zeit, wo das ICH und der Narzissmus weitverbreitet sind, ist das einfache, ehrliche und auf Christus hinweisende Zeugnis in den vielfachen Wüstenerfahrungen des Lebens etwas, das neu aufhorchen lässt.
All die massiven Probleme von Kirche, die heutzutage einem zuerst ins Auge fallen und von ihrem eigentlichen Sinn wegweisen, stoßen ab und verdunkeln. Echtes, frisches und originelles Zeugnisgeben von Christus, "dem ich nicht würdig bin, die Riemen der Sandalen zu lösen", leuchtet und wirbt für eine hoffnungsfrohe Botschaft, die größer ist als wir selbst.
Wir Menschen brauchen Begleiter, Ermunterer, Tröster, Beisteher und Erinnerer, die uns zeigen, dass wir einen Mantel mit zwei Taschen benötigen, wie ein chassidisches Sprichwort sagt. In der einen Tasche befindet sich Staub, in der anderen Tasche ist Gold.
Ein solcher Mantel mit zwei Taschen erinnert uns daran, wer wir sind: königliche Bettler und arme Könige, die sich nach dem Leben vor und nach dem Tod sehnen.
Evangelium nach Johannes (Joh 1,6–8.19–28)
Ein Mensch trat auf, von Gott gesandt; sein Name war Johannes. Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen. Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.
Und dies ist das Zeugnis des Johannes, als die Juden von Jerusalem aus Priester und Leviten zu ihm sandten mit der Frage: Wer bist du? Er bekannte und leugnete nicht; er bekannte: Ich bin nicht der Christus.
Sie fragten ihn: Was dann? Bist du Elija? Und er sagte: Ich bin es nicht. Bist du der Prophet? Er antwortete: Nein. Da sagten sie zu ihm: Wer bist du? Wir müssen denen, die uns gesandt haben, Antwort geben. Was sagst du über dich selbst?
Er sagte: Ich bin die Stimme eines Rufers in der Wüste: Ebnet den Weg für den Herrn!, wie der Prophet Jesaja gesagt hat.
Die Abgesandten gehörten zu den Pharisäern. Sie fragten Johannes und sagten zu ihm: Warum taufst du dann, wenn du nicht der Christus bist, nicht Elija und nicht der Prophet?
Johannes antwortete ihnen: Ich taufe mit Wasser. Mitten unter euch steht einer, den ihr nicht kennt, der nach mir kommt; ich bin nicht würdig, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen.
Dies geschah in Betanien, jenseits des Jordan, wo Johannes taufte.