Seit sieben Jahren immer unter 40 Prozent

Zahl der Gottesdienstbesucher in Polen sinkt

Veröffentlicht am 12.12.2020 um 14:28 Uhr – Lesedauer: 

Warschau ‐ Polen gilt als traditionell stark katholisch geprägtes Land. Doch auch dort macht sich die Säkularisierung bemerkbar: Immer weniger Menschen dort gehen sonntags in die Kirche. Ein Trend, der sich schon seit einigen Jahren abzeichnet.

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In Polen ist die Zahl der sonntäglichen Gottesdienstbesucher in der katholischen Kirche 2019 auf 36,9 Prozent gesunken. Das ist ein Minus von 1,3 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr, wie das nationale kirchliche Statistikinstitut in seinem Jahresbericht mitteilte. Nur 2016 waren demnach am jährlichen Zählsonntag weniger Messbesucher gezählt worden, nämlich 36,7 Prozent der Katholiken.

Die regionalen Unterschiede zwischen den Bistümern sind groß. Die meisten Kirchgänger verzeichnete 2019 die südpolnische Diözese Tarnow mit 70,8 Prozent. Schlusslicht war die Erzdiözese Stettin-Cammin (Szczecin-Kamien) im Nordwesten mit 23,3 Prozent. Das Erzbistum Warschau meldete 27 Prozent. Zur Kommunion gingen landesweit 16,7 Prozent der Katholiken – ein Minus von 0,6 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Zum Vergleich: In Deutschland gingen 2019 durchschnittlich 9,1 Prozent der Katholiken zum Gottesdienst.

In Polen zählte die Kirche im Rekordjahr 1987 noch 53,3 Prozent Messbesucher. Seither sank die Zahl fast kontinuierlich; seit 2013 liegt sie stets unter 40 Prozent.

Verhältnisse in Diözesen unterschiedlich

Am katholischen Religionsunterricht nahmen im Schuljahr 2019/20 laut Statistik 87,6 Prozent der Schüler teil. Im Schuljahr zuvor waren es 88 Prozent. Spitzenreiter ist hier die nordpolnische Diözese Pelplin mit 99,2 Prozent, Schlusslicht das Erzbistum Ermland (Warmia) mit 70 Prozent.

Bild: ©KNA (Symbolbild)

Vollversammlung der polnischen Bischofkonferenz im Plenarsaal des polnischen Episkopats in Warschau.

Der Direktor des kirchlichen Statistikinstituts, Wojciech Sadlon, sprach von einer leichten Schwächung des institutionellen Rahmens der katholischen Kirche: "Nach einer Periode der intensiven Entwicklung der Strukturen und der Organisation der Kirche in Polen in den vergangenen Jahrzehnten sind wir mit einer etwas schwächelnden institutionellen Kraft in die Epidemie gekommen."

Einfluss durch Corona-Pandemie

Wegen der Corona-Pandemie hoben die Bischöfe in diesem Herbst kurz vor dem Zähltag – wie bereits im Frühjahr – die sogenannte Sonntagspflicht auf, die Katholiken zum Besuch der Messe anhält. Diese – noch nicht veröffentlichte – Zahl der Kirchgänger werde man daher nicht mit den Vorjahren vergleichen können.

Die Zahl der römisch-katholischen und griechisch-katholischen Pfarreien in Polen nahm 2019 um 26 auf 10.382 zu. In diesen arbeiteten den Angaben zufolge 20.729 Pfarrer. Insgesamt seien 24.707 Priester in polnischen Bistümern inkardiniert gewesen, die meisten davon in Tarnow (1.573) und im benachbarten Erzbistum Krakau (1.182).

In Polen hat auch das Ansehen der katholischen Kirche einen Dämpfer bekommen: Laut einer kürzlich veröffentlichten Erhebung sind 65,7 Prozent der Meinung, die Kirche spiele eine negative Rolle im öffentlichen Leben. Nur 27,4 Prozent beurteilen die Rolle als positiv. Die übrigen Befragten trauten sich kein Urteil zu. (cph/KNA)