NRW-Ministerpräsident habe Respekt vor Aufklärungsarbeit der Kirchen

Laschet: Vorwürfe gegen Kardinal Woelki innerkirchlich klären

Veröffentlicht am 22.12.2020 um 13:41 Uhr – Lesedauer: 

Düsseldorf/Köln ‐ Sollte der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki wegen des Vorwurfs der Vertuschung von Missbrauch zurücktreten? NRW-Ministerpräsident Armin Laschet möchte sich in diese Debatte nicht einmischen: Die Frage müsse innerkirchlich geklärt werden.

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Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) will sich in die Rücktrittsdebatte um den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki nicht einmischen. Das sei keine Frage, die der Staat beantworten könne, sagte Laschet am Dienstag vor Journalisten in Düsseldorf. "Der Kindesmissbrauch ist ein Vergehen, das aufgeklärt werden muss, in jeglicher Hinsicht. Ich habe Respekt, wie die Kirchen das machen." Die Kölner Vorgänge müssten innerkirchlich geklärt werden.

Woelki steht wegen der Aufklärung früherer Missbrauchsfälle im Erzbistum Köln unter Beschuss. Unter anderem wird ihm zu Last gelegt, er habe 2015 Vorwürfe gegen einen ihn nahe stehenden Priester pflichtwidrig nicht an den Vatikan gemeldet. Der Mann soll in den 1970-er Jahren ein Kindergartenkind missbraucht haben. Das Erzbistum begründet die ausgebliebene Meldung mit der damals fortgeschrittenen Demenz des Beschuldigten. Der Priester starb 2017, Woelki hielt bei der Beerdigung die Trauerrede.

Mit Blick auf die strittige Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln sind auch Forderungen nach einer kirchenunabhängigen Aufklärung laut geworden. So setzt sich der frühere Sprecher des Betroffenenbeirats in der Erzdiözese, Patrick Bauer, dafür ein, Aufarbeitung und moralische Beurteilung vollständig in unabhängige Hände zu legen.

Rainer Maria Woelki im Portrait
Bild: ©KNA/Bert Bostelmann

Der Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki steht wegen des Vorwurfs der Vertuschung von Missbrauch in der Kritik.

Zudem kritisierte der oberste Laien-Vertreter im Erzbistum Köln den Umgang der Erzdiözese mit den Missbrauchsfällen. "Mich enttäuscht, dass es nur um die juristische Ebene geht", sagte der Vorsitzende des Diözesanrates, Tim Kurzbach, am Dienstag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Ich vermisse ein Zeichen der Geistlichen aus der ersten Reihe", so der Solinger Oberbürgermeister. Sie könnten doch jetzt einmal offen sagen, wo sie schuldig geworden seien im Umgang mit Missbrauchstätern, und nicht darauf warten, bis ein Gutachter ihre Fehler feststelle.

Der Diözesanrat fühlt sich nach den Worten seines Vorsitzenden nicht ausreichend in die Entscheidungen von Erzbischof Rainer Maria Woelki über die Missbrauchsaufarbeitung einbezogen. Das Gremium werde nicht um Rat gefragt, sondern erst im Nachhinein informiert. Zwar könne er nur schwer bewerten, ob das von Kardinal Woelki nicht zur Veröffentlichung freigegebene Gutachten der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) methodische Mängel habe, sagte Kurzbach. "Durch den Vorgang ist aber auf jeden Fall viel Vertrauen verloren gegangen." Offen sei, wo der große Unterschied zum zweiten Gutachten sei, das im März vorliegen soll.

Kurzbach kritisierte auch die Zahlungen der deutschen Bistümer an die Missbrauchsopfer. Die Erhöhung der Regelsumme von 5.000 auf 50.000 Euro reiche nicht aus, denn Betroffene litten ein Leben lang. "Es gibt keinen ehrbareren Anlass für die Kirche, sich an dieser Stelle arm zu machen", so Kurzbach. (rom/KNA)