Bischof Wilmer will neues Beratungsgremium einrichten
Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer will sich von einem neuen Gremium beraten lassen. Das Bistum sei auf dem Weg, einen Diözesanpastoralrat einzurichten, kündigte Wilmer am Samstag beim digitalen Neujahrsempfang des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Hildesheim an. Darin sollten die verschiedenen Gruppen des Bistums vertreten sein, wie der Diözesanrat der Katholiken, die Jugendverbände, die Caritas, die Bildungseinrichtungen, die Priester und die Verwaltung. Auch Menschen von außen sollten beteiligt werden. Als Bischof wolle er sich an dieses Gremium binden, so Wilmer. Es werde wegen seiner demokratischen Legitimität dem jetzigen bischöflichen Rat aus Hauptabteilungsleiterrunde und Domkapitel übergeordnet.
Die Einrichtung des neuen Gremiums ist laut Wilmer eine Reaktion auf die laufende Neuordnung der Bildungslandschaft des Bistums, im Zuge derere drei Bildungshäuser geschlossen werden sollen. Dabei sei der Beteiligungsprozess nicht gut gelaufen, weil etwa der Priester- und der Diözesanrat nicht beteiligt gewesen seien. Der Bischof betonte: "Ich bin ein Lernender."
Während der Diözesanrat der Katholiken als eigenverantwortliches, nicht weisungsgebundenes Gremium auftritt, handelt es sich bei einem Diözesanpastoralrat um ein abhängiges, kirchenrechtliches Beratungsorgan des Diözesanbischofs. Seine Einrichtung ist im kirchlichen Gesetzbuch nicht verbindlich vorgeschrieben, aber angeraten. Es soll alle Mitglieder einer Diözese vertreten und die Arbeit anderer Gremien bündeln. In vielen deutschen Diözesen gibt es bereits solche Diözesanpastoralräte.
Wenn Kirche nicht mehr relevant sei, "kann man sie vergessen"
Beim digitalen Neujahrsempfang sprach Bischof Wilmer außerdem über die Rolle der Kirche für die Gesellschaft. Die katholische Kirche müsse sich immer wieder fragen, wie sie einen wichtigen Beitrag zur Gesellschaft leisten kann. "Ist die Kirche nicht mehr relevant für den Menschen, kann man sie vergessen", sagte Wilmer am Samstag beim digitalen Neujahrsempfang des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Hildesheim. Relevanz könne sie etwa über das Spenden von Trost und Hoffnung erlangen. "Die Aufgabe der Kirche ist es, im Sinne Jesu Trost zu spenden und bei den Menschen zu sein."
Die Vorsitzende des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Lisi Maier, forderte, es müsse das erklärte Ziel der Kirche bleiben, relevant für diese Gesellschaft zu sein. Bei jungen Menschen spiele die Kirche eine große Rolle als Ort des Zusammenkommens und des Demokratiegestaltens. Studien zeigten, dass junge Menschen mit einer religiösen Orientierung unbeschadeter, optimistischer und erfolgreicher durch die Corona-Krise gingen. Die Kirche habe daher gerade jetzt die Möglichkeit, die Resilienz junger Menschen zu stärken und damit auch eine hohe Verantwortung für die Demokratie.
Der Journalist Joachim Frank betonte, dass die Kirche sich nicht selbst als relevant proklamieren könne, sondern dass nur andere ihr diese Rolle zuschreiben könnten. Die Systemrelevanz der Kirche sei im Laufe der Geschichte Schritt für Schritt dekonstruiert worden, indem ihr die Deutungshoheit etwa über die Wissenschaft entzogen worden sei, analysierte der Chefkorrespondent der Mediengruppe DuMont und Vorsitzende der Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands (GKP). Seiner Auffassung nach ist die Kirche heute nicht mehr system-, sondern "heilsrelevant". Um dieser Rolle gerecht zu werden, müsse sie aber auf der Höhe der Gesellschaft bleiben und etwa Frauen zu Leitungsämtern zulassen, so Frank.
Der Neujahrsempfang des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Hildesheim fand wegen der Corona-Pandemie erstmals digital statt. Unter der Überschrift "Muss ja! Muss ja? Wie entwickeln sich Demokratie und demokratische Strukturen in Krisenzeiten" diskutierten Wilmer, Maier und Frank auch über die Rolle der Kirche für die demokratische Gesellschaft. Das Gespräch wurde moderiert von der Direktorin des Sankt Jakobushauses in Goslar, Ruth Bendels. (cbr/KNA)