Jede Beihilfe zur Selbsttötung führt auf eine schiefe Ebene
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Drei evangelische Theologen, darunter immerhin der Präsident des Diakonischen Werks, haben am Montag gefordert, dass auch in kirchlichen Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen im Grenzfall ein assistierter Suizid möglich sein müsse. Man solle dies im Rahmen der Sterbebegleitung zumindest offiziell "zulassen und begleiten".
Nun ist es selbstverständlich, dass man Menschen mit Suizidgedanken mit höchster Sensibilität, einem gesteigerten Maß an Empathie und Verständnis und einem Maximum an Hilfen zur Seite stehen sollte. Dabei ist Selbstbestimmung ein hohes Gut, sie reicht bis in den Sterbeprozess hinein. Die Freiheit des Menschen ist auch hier faktisch absolut, und dies ist gerade auch um der Betroffenen willen zu respektieren.
Aus christlicher Sicht muss es aber darum gehen, das Äußerste zu verhindern. Für diese Haltung braucht man nicht einmal auf religiöse Überzeugungen zurückgreifen. Der wichtigste Punkt in der neu belebten Debatte ist mit Sicherheit der weitere Ausbau der Palliativmedizin und -pflege, gerade auch in kirchlichen Einrichtungen. Hier ist heute schon mehr in die Realität umgesetzt, als vielen Menschen in ihrer Angst vor dem Sterben bewusst ist. Ähnlich gibt es auch in der Suizidprävention noch manches zu tun.
Entscheidend ist dabei freilich die Einsicht, dass jeder Suizid – ob für die nahen Angehörigen oder die Gesellschaft im Ganzen – eine Belastung ist, wie zugegebenermaßen auch das Leid todkranker Menschen. Es gibt die mehr als berechtigte Sorge, dass der assistierte Suizid Druck auf andere kranke alte Menschen ausübt, ihren Pflegerinnen und Pflegern, Verwandten und dem Sozialwesen nicht mehr zur Last fallen zu sollen. Jede Beihilfe zur Selbsttötung, so sensibel und differenziert sie auch begründet sein mag, führt da auf eine schiefe Ebene. Sie sollte bestenfalls im Graubereich toleriert, nicht aber organisiert werden.