Kirchliche Initiative kritisiert Polizeieinsatz bei Gottesdienst
Die Initiative "Die Kirche(n) im Dorf lassen" kritisiert einen Einsatz der Polizei gegen Umweltaktivisten am Braunkohletagebau Garzweiler II. Eine Theologin sei kurz nach ihrer Predigt in einem Gottesdienst am Montag in dem Dorf Erkelenz-Lützerath von Polizisten umringt, gestoßen und mehrfach auf den Rücken geschlagen worden, erklärte die Initiative in der Nacht zum Dienstag. Die Gruppe stellt sich gegen den Abriss von Häusern und Kirchen, die dem Braunkohletagebau weichen sollen. Das Energieunternehmen RWE hatte am Montag in Lützerath mit den Abrissarbeiten begonnen. Die Polizei ging dabei gegen Blockaden von Umweltaktivisten vor.
Die Polizei Aachen erklärte am Dienstag auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes, der Vorfall mit der Theologin sei nicht aktenkundig geworden und der Polizei nicht bekannt: "Nach jetzigem Erkenntnisstand ist es vonseiten der Polizei zu keinem rechtswidrigen Verhalten gekommen." Am Montag hatte die Polizei erklärt, eine vor Ort von Aktivisten als Gottesdienst durchgeführte Veranstaltung sei ohne Störungen verlaufen. Der Einsatz sei insgesamt friedlich verlaufen, teilte die Polizei mit, die nach eigenen Angaben mit mehreren Dutzend Beamten der Einsatzhundertschaft vor Ort war.
Initiative widerspricht
Die Initiative "Die Kirche(n) im Dorf lassen" erklärte hingegen, die Polizei sei von zwei Seiten in die Gottesdienstgemeinde eingedrungen, als sich eine Gruppe von Klimaaktivisten dem Gottesdienst angeschlossen habe. Die Gemeinde sei schließlich durch eine doppelte Polizeikette getrennt worden. Neben der Theologin seien auch andere Gottesdienstbesucher gestoßen worden.
"Die Initiative forderte mehrfach erfolglos eine Erklärung des Einsatzleiters für diese Maßnahme und den Abzug der Polizeikette", hieß es. Nach einer Stunde habe der Gottesdienst fortgesetzt werden können. Die Initiative verlangte eine Erklärung der Aachener Polizei für diesen "Verstoß gegen die grundgesetzlich garantierte Freiheit der Religionsausübung".
Die von den Braunkohlegegnern als Gottesdienst deklarierte Kundgebung sei im Vorfeld nicht angekündigt oder angemeldet worden, teilte die Polizei mit. Trotzdem sei es den Personen ermöglicht worden, vor Ort zu bleiben und ihre Kundgebung abzuhalten. Die polizeilichen Maßnahmen hätten sich nicht gegen die Kundgebung gerichtet, sondern gegen eine plötzlich erschienene etwa 30-köpfige Gruppe von Aktivisten, die versuchten, die Absperrzäune auf Höhe der Kundgebung mit einer Holzleiter zu überwinden. Dabei seien die Aktivisten in die Kundgebung eingedrungen und daraufhin von den Polizeikräften "mittels einfacher körperlicher Gewalt" zurückgedrängt worden, so die Beamten.
Neben der Ortschaft Lützerath sollen auch weitere Dörfer am Tagebau Garzweiler II abgebaggert werden. In den vergangenen Tagen hatten Klimaaktivisten vor Ort protestiert. Laut RWE ist die Umsiedlung des Dorfes allerdings so gut wie abgeschlossen. (epd)
19.1., 17:30 Uhr: Ergänzt um weitere Aussagen der Polizei.