Kirchendiplomat mit synodaler Erfahrung: Nikola Eterovic wird 70
Erzbischof Nikola Eterovic gilt als einer der Spitzendiplomaten der römischen Kurie. Zum einen ist der gebürtige Kroate ein Sprachtalent: Neben seiner Muttersprache spricht er auch Italienisch, Englisch, Französisch, Spanisch und Deutsch und beherrscht Russisch, Polnisch und Ukrainisch. Zum anderen ist er in der globalen Kirche ausgezeichnet vernetzt und krisenerfahren. Am Mittwoch wird der Papstbotschafter 70 Jahre alt.
Eterovic wurde am 20. Januar 1951 in Pucisca auf der Adriainsel Brac geboren, die damals noch zum sozialistischen Jugoslawien gehörte. Der aus der Diözese Hvar stammende Kirchenmann, der 1977 zum Priester geweiht wurde und den Doktor in Missionswissenschaften erwarb, absolvierte die vatikanische Diplomatenakademie in Rom. Auslandseinsätze führten ihn ab 1980 nach Westafrika, nach Spanien und Nicaragua. Danach kehrte er in die Zentrale des vatikanischen Staatssekretariats in Rom zurück. 1999 schließlich wurde er Botschafter, im Rang eines Erzbischofs.
Erster Einsatz auf ökumenisch wie politisch schwierigem Terrain
Sein erster Einsatz in dieser Funktion war durchaus bemerkenswert: Als Nuntius in der Ukraine musste er sich auf einem ökumenisch wie politisch schwierigen Terrain bewegen, immer auf den Ausgleich zwischen Orthodoxie und Katholiken, Lateinern und Unierten, Moskauer Patriarchat und eigenständigen orthodoxen Ukrainern bedacht.
Diese Aufgabe erfüllte er aus Sicht des Vatikan offensichtlich zufriedenstellend. Höhepunkt war die triumphale Papstreise in die Ukraine im Jahr 2001, die mit ihren Massengottesdiensten zu einem Mitauslöser der tiefgreifenden politischen Veränderungen in der einstigen Sowjetrepublik in den Folgejahren wurde. Als Papst Johannes Paul II. Eterovic im Jahr 2004 nach Rom zurückrief, wurde er postwendend als Nachfolger des belgischen Kardinals Jan Schotte zum Generalsekretär der Welt-Bischofssynode ernannt.
Benedikt XVI. bestätigte Eterovic nach seiner Wahl 2005 in dieser Position. In seiner Amtszeit koordinierte der Kroate die drei Ordentlichen Bischofstreffen über die Eucharistie (2005), über die Bedeutung der Bibel für das Leben der Kirche (2008) und zur Neuevangelisierung (2012). Hinzu kamen die beiden Sondersynoden für Afrika (2009) und für den Nahen Osten (2010).
Aus Sicht von Papst Franziskus, der sich anschickte, die Bischofssynode zu einem zentralen Instrument seiner Reformbemühungen in der Kirche zu machen, war Eterovic offensichtlich nicht die ideale Besetzung im Synodensekretariat. Franziskus schickte ihn zurück in den diplomatischen Dienst, diesmal nach Berlin. Am 21. September 2013 trat er die Nachfolge des Schweizers Jean-Claude Perisset als Nuntius in Deutschland an.
Dass die katholische Kirche in Deutschland mit ihren über die Impulse aus Rom hinausgehenden Reformbestrebungen bald darauf zu einem besonders heißen Terrain der katholischen Weltkirche werden sollte, war damals noch nicht absehbar. Seither trat Eterovic bereits mehrere Male in Deutschland als Überbringer päpstlicher und kurialer Mahnschreiben aus Rom auf.
"Sie sehen mich über diesen Vorgang sehr verärgert"
Und als erster Deutschland-Nuntius seit Menschengedenken musste er sich bei einer Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz kritische Fragen eines empörten Vorsitzenden anhören – so geschehen in diesem Herbst in Fulda. Anlass war ein von Eterovic übermittelter und vorab durchgestochener Brief der Römischen Glaubenskongregation an die deutschen Bischöfe. Darin erteilte Rom einem deutschen Sonderweg bei der gegenseitigen Einladung von Katholiken und Protestanten zu Abendmahl und Eucharistie eine klare Absage. In einer öffentlichen Mail an den Nuntius hatte Bischof Georg Bätzing zuvor geschrieben: "Sie sehen mich über diesen Vorgang sehr verärgert."
Als Apostolischer Nuntius in Deutschland ist Eterovic nicht nur für die Krisenkommunikation zwischen den deutschen Ortskirchen und dem Vatikan zuständig. Er steht in Berlin auch dem Diplomatischen Korps vor, also der Gesamtheit aller in der Bundesrepublik entsandter Botschafter. Als Doyen kommt ihm ein zeremonielles Vorrecht vor den anderen Diplomaten zu sowie die Aufgabe, bei Konflikten innerhalb des Diplomatischen Korps zu vermitteln. In Deutschland und zahlreichen anderen Ländern wird das Amt des Doyen traditionell durch den jeweiligen Papstbotschafter übernommen.