Papst Franziskus für mehr Recherche und Reportage in den Medien
Papst Franziskus sieht durch die Krise in der Verlagsbranche die Gefahr, dass soziale Probleme in der Berichterstattung mangels Recherche zu kurz kommen. In der am Samstag veröffentlichten Botschaft zum Welttag der sozialen Kommunikationsmittel klagt der Papst darüber, dass journalistische Beiträge aus wirtschaftlichen Gründen zunehmend "vor dem Computer, in den Presseagenturen und in sozialen Netzwerken hergestellt werden, ohne jemals auf die Straße zu gehen, ohne 'sich die Schuhsohlen abzulaufen', ohne Menschen zu begegnen, um nach Geschichten zu suchen oder bestimmte Situationen de visu zu verifizieren". Der Stellenwert und die Qualität von Recherche und Reportage nehme ab. Journalistische Formate würden durch "vorgefertigte, autoreferentielle Information in Form einer 'Hofberichterstattung'" ersetzt, so der Papst weiter. Damit gelinge es immer weniger, "die Wahrheit der Dinge und das konkrete Leben der Menschen einzufangen". Dabei sei insbesondere darauf zu achten, dass nicht nur aus dem Blickwinkel der reicheren Welt berichtet werde.
Die Gesellschaft katholischer Publizisten Deutschlands (GKP) würdigte die Botschaft des Papstes. "Auch in Deutschland spüren wir, wie die Arbeit von Journalistinnen und Journalisten unter Sparzwängen leidet", so der Vorsitzende der GKP, der Kölner Journalist Joachim Frank in einer Pressemitteilung vom Samstag. Guter Journalismus brauche Zeit und Ressourcen, um vor Ort zu recherchieren und mit Quellen vertraulich zu sprechen. "Journalismus, der nur auf Pressemitteilungen und 'kalt geschriebenen' Meldungen vom Schreibtisch aus beruht, kann seine Wächterfunktion für die Gesellschaft nicht wahrnehmen", warnt der Verbandsvorsitzende.
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Eine Offenheit für Begegnungen sei für Medienschaffende wichtig. Franziskus würdigte den Mut von Journalisten, "dorthin zu gehen, wo sonst niemand hingeht". Der Einsatz von Journalisten, Kameraleuten, Filmeditoren und Regisseuren sorge dafür, dass das Schicksal verfolgter Minderheiten und vergessene Kriege bekannt würden, Gewalt und Ungerechtigkeit gegen Arme und die Schöpfung angeprangert werde. "Es wäre ein Verlust nicht nur für die Information, sondern für die gesamte Gesellschaft und für die Demokratie, wenn diese Stimmen verschwinden würden: unsere Menschheit würde ärmer werden", betonte der Papst.
Internet und Soziale Netzwerke nicht verteufeln
Mit Blick auf das Internet und Soziale Netzwerke sprach sich Franziskus für ein kritisches Bewusstsein und Unterscheidungsvermögen aus. Das Netz dürfe nicht verteufelt werden: "Es ist ein hervorragendes Instrument, das uns alle als Nutzer und als Anwender in die Verantwortung nimmt." Auch "jener große Kommunikator Paulus von Tarsus" hätte sicher von E-Mail und Mitteilungen in den sozialen Netzwerken Gebrauch gemacht, so der Papst. "Aber es waren sein Glaube, seine Hoffnung und seine Liebe, die seine Zeitgenossen beeindruckten, die ihn predigen hörten und das Glück hatten, Zeit mit ihm zu verbringen, ihn bei einer Versammlung oder in einem persönlichen Gespräch zu sehen."
Das Motto des jährlich stattfindenden Welttags der sozialen Kommunikationsmittel ist in diesem Jahr "Kommt und seht!" (Joh 1, 39). In der direkten Begegnung liege "die einfachste Methode, eine Wirklichkeit zu erkennen", so Franziskus. Der "Mediensonntag" wird weltweit drei Tage nach Christi Himmelfahrt begangen, in Deutschland jedoch am zweiten Sonntag im Oktober. Die jeweilige Botschaft wird am Gedenktag des heiligen Franz von Sales veröffentlicht, der in der Regel auf den 24. Januar fällt, in diesem Jahr jedoch durch den liturgisch höherstehenden Sonntag verdrängt wird. Die Veröffentlichung fand daher einen Tag früher als üblich an, am Vigiltag des Gedenktags. In den vergangenen Jahren befasste sich der Papst zum Mediensonntag mit Manipulation in den Medien, Fakenews und Sozialen Netzwerken. (fxn)