Es brauche ein Füreinander der verschiedenen Stände

Pater Karl Wallner: Nicht jeder Beruf der Kirche ist Berufung

Veröffentlicht am 28.01.2021 um 11:27 Uhr – Lesedauer: 

Würzburg ‐ Sind alle in der Kirche gleichermaßen berufen? Der Zisterzienserpater Karl Wallner spricht sich dagegen aus, Unterschiede zwischen den verschiedenen Ständen einzuebnen. Stattdessen brauche es ein neues Bewusstsein für sie und ein gutes "Füreinander".

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Der Dogmatiker und Ordensmann Karl Wallner spricht sich dagegen aus, jeden Beruf in der Kirche als Berufung zu betrachten. In einem Beitrag der Beilage "welt & kirche" der Zeitung "Die Tagespost" (Donnerstag) betont der Zisterzienser aus dem Stift Heiligenkreuz, dass die Kirche ein "bunter Mix von 'Ungleichheiten'" sei, die durch spezifische Berufungen Gottes entstünden. Verschiedenheit stehe heute grundsätzlich im Verdacht, "falsch und böse" zu sein, so Wallner. Wie in jeder Organisation brauche auch die Kirche Differenzierungen durch Aufgabenteilung und Leitung.  Die Unterschiede in der Kirche zwischen Laien und Gottgeweihten würden jedoch der Souveränität Christi entspringen, "der durch seine Berufungen die Kirche in verschiedene 'Stände' scheidet", so Wallner weiter.

Der Begriff "Berufung" werde oft so verwendet, als handle es sich dabei um eine "gleichmäßige Lautsprecherbeschallung aller Gläubigen". Das widerspreche aber der Tatsache, dass Ordens- und Priesterberufungen von den Berufenen als etwas zutiefst Besonderes wahrgenommen würden, die “folglich ja auch zu einer sehr spezifischen kirchlichen Lebensform führt".

Verschiedene Berufungen nicht gegeneinander ausspielen

Wallner wendet sich gegen eine Nivellierung der Unterschiede innerhalb der Kirche, auch angesichts von Missständen wie "frömmlerischem Standesdünkel", "präpotentem Klerikalismus" oder einem von "hierarchischen Leitungsformen losgelösten 'Laiokratismus'". Die Verschiedenheit der Berufungen dürfe nicht als Gegeneinander gelebt werden, aber auch nicht als bloßes Miteinander. "Damit unsere innerkirchliche Differenziertheit ihren Sinn erfüllt und die Dynamik der Dreifaltigkeit abbildet, brauchen wir ein engagiertes und liebevolles Füreinander", so der Zisterzienser.

Der in Wien geborene Ordenspriester Wallner leitete die Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz in Niederösterreich von 1999 bis 2019, zunächst als Dekan, ab 2007 nach der Erhebung zur Hochschule päpstlichen Rechts als Rektor, zuletzt vertretungsweise. An der Hochschule vertritt er als Professor die Fächer Dogmatik und Sakramententheologie. 2016 wurde er zum Nationaldirektor des österreichischen päpstlichen Missionswerks Missio ernannt. Wallner gehört seit 1982 dem Zisterzienser-Stift Heiligenkreuz an. (fxn)

Korrektur, 19.40 Uhr: Der Name der Beilage wurde zunächst falsch angegeben. Korrekt ist "welt & kirche".