Standpunkt

Der Synodale Weg könnte längst wirken – auch ohne Beschluss

Veröffentlicht am 03.02.2021 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Die Kirche in Deutschland will Vertrauen zurückgewinnen. Deshalb seien die Reformdebatten auf dem Synodalen Weg essenziell, kommentiert Matthias Altmann. Doch um den Willen zur Veränderung zu untermauern, könnte sie bereits jetzt wirksame Zeichen setzen.

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Am Donnerstag und Freitag kommen die Delegierten des Synodalen Wegs Corona-bedingt zu einem Online-Zwischenschritt zusammen. Es ist zwar schon zwei Jahre her, aber der eine oder die andere erinnert sich sicher noch: Der Prozess wurde mit dem Ziel ins Leben gerufen, verloren gegangenes Vertrauen in die Institution Kirche zurückgewinnen. Damit das gelingt, soll die Möglichkeit von Reformen in Kernbereichen ausgelotet werden. Doch bis der Prozess abgeschlossen ist und eventuelle Voten nach Rom geschickt werden, kann die Zeit, Vertrauen wiederzuerhalten, schon abgelaufen sein. Dabei könnte der Synodale Weg in Teilen schon wirksam sein – unabhängig von einem Beschluss oder einem Papier.

Machtverteilung und die Rolle von Frauen: Die Kirche in Deutschland könnte in diesen Bereichen längst weiter sein. Manche Bistümer machen es bereits vor: Um Frauen an der Leitung der Diözese oder der Gemeinde zu beteiligen, muss man sie nicht unbedingt gleich zu Priesterinnen weihen. Ähnlich verhält es sich beim Thema Sexualmoral: Viele Bischöfe, darunter ganz prominent der Konferenzvorsitzende Georg Bätzing, sprechen sich für eine Segnung homosexueller Paare aus und halten es für möglich, dass man eine tragfähige Form dafür entwickeln kann – und zwar ohne eine römische Approbation.

Doch um tatsächlich wieder glaubwürdiger zu werden, muss die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals, das eigentliche "Ausgangsthema" des Synodalen Wegs, dringend besser gehandhabt werden. Auch wenn es einige positive Beispiele gibt: Das Hin und Her um das Kölner Gutachten hat alle Forderungen nach Transparenz bei diesem Thema ad absurdum geführt. Die Menschen fragen sich vollkommen zurecht, wie sie einer Kirche wieder vertrauen sollen, die sich ihrer Fehler in der Vergangenheit angeblich bewusst ist, aber in alte Muster zurückzufallen scheint, wenn es darauf ankommt.

Alle kirchlichen Bemühungen um mehr Vertrauen haben keinen Sinn, wenn der Wille zur Veränderung nicht einmal in kleinen Ansätzen sichtbar wird. Es wäre ein wahrhaftig glaubwürdiges Zeichen, wenn diejenigen, die in der Kirche Verantwortung tragen, schon jetzt die grundlegenden Ziele des Synodalen Wegs umsetzen – zumindest im Rahmen des aktuell schon Möglichen und Erlaubten.

Von Matthias Altmann

Der Autor

Matthias Altmann ist Redakteur bei katholisch.de.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.