Standpunkt

Der Synodale Weg hat seine Maßstäbe gesetzt

Veröffentlicht am 08.02.2021 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Julia Knop hat die Online-Konferenz des Synodalen Wegs genau mitverfolgt. Entschiedenheit, Rollenklarheit und Umkehrbereitschaft: Bei dem Treffen wurden das Niveau markiert und die Maßstäbe gesetzt, die einzuhalten sind, kommentiert sie.

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Auf der am vergangenen Freitag beendeten Online-Konferenz des Synodalen Wegs mit weit über 300 Teilnehmenden wurden keine Beschlüsse gefasst. Trotzdem war das digitale Treffen eine wichtige Wegmarke. Zum ersten Mal kamen auch beim Synodalen Weg Menschen zu Wort, denen katholische Priester Gewalt angetan haben. Johannes Norpoth, Kai Moritz und Johanna Beck, das Sprecherteam des Betroffenenbeirats der Deutschen Bischofskonferenz, markierten das Niveau und setzten die Maßstäbe, die auf dem Synodalen Weg zu halten sind: Entschiedenheit, Rollenklarheit und Umkehrbereitschaft.

Entschiedenheit in der Option für die Betroffenen: Der Synodale Weg gründet in dem Skandal, dass Priester Schutzbefohlenen Gewalt angetan, Leitungsverantwortliche weggesehen oder vertuscht und zugelassen haben, dass die Täter weitere Opfer malträtieren konnten. Er steht für den Willen, diejenigen Faktoren in Lehre, Struktur und Habitus der Kirche effektiv zu korrigieren, die Machtmissbrauch möglich gemacht haben. Er steht für entschiedenen Widerspruch gegen jeden Versuch, Missbrauch durch Kleriker zu bagatellisieren und auf diesem Weg nötige kirchliche Korrekturen zu delegitimieren.

Klarheit der eigenen Rolle, Kompetenz und Aufgabe – in der Synodenaula wie im alltäglichen kirchlichen Leben: Der Synodale Weg ist "keine Therapie- oder Selbsthilfegruppe", sondern ein strukturierter Prozess, der "Zukunftsfragen unserer Kirche“ (Johannes Norpoth) bearbeitet. Die Kirche muss sich ihrer Schuldgeschichte stellen. Das geht nur mit "Haltung und Konsequenz, mit klarem Profil und Berechenbarkeit" (Kai Moritz); eine gebeutelte Kirche zu bedauern ist hier fehl am Platz.

Wille zur institutionellen Umkehr: Dazu gehört, individuelles Versagen zu benennen und institutionelle Schuld einzugestehen. Umkehr des Einzelnen wie der Kirche bedeutet Diskontinuität: alles daran zu setzen, dass diese "unfassbare Pervertierung des Evangeliums" beendet wird, und eine "radikale Reform der missbrauchsbegünstigenden Machtstrukturen" (Johanna Beck) zu erwirken. Das kann nicht dem persönlichen Ermessen und guten Willen Verantwortlicher überlassen bleiben; dazu braucht es belastbare Kontrolle und wirksame Begrenzung kirchlicher Macht – und heute und morgen den Mut zu handeln. "Schön reden tut’s nicht – die Tat ziert den Menschen!" (Adolph Kolping).

Von Julia Knop

Die Autorin

Julia Knop ist Professorin für Dogmatik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.