Frauen und Männer "in gleicher Weise" zu Christus-Repräsentation berufen

Theologe Belok: Kein Priestermangel, sondern Weihemangel in der Kirche

Veröffentlicht am 09.02.2021 um 12:00 Uhr – Lesedauer: 

Chur ‐ Er könne sich nicht vorstellen, dass Gott auf der Suche nach Priestern die Augen vor qualifizierten und im Glauben bewährten Frauen verschließt, sagt Pastoraltheologe Manfred Belok. Die Kirche sollte Berufungen dort erkennen, wo sie sind.

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Der Churer Pastoraltheologe Manfred Belok fordert eine Öffnung der Zugangswege zu kirchlichen Ämtern. "Wir haben keinen Priestermangel, sondern Weihemangel!", schreibt Belok am Montag in einem Beitrag für das Schweizer Internetportal kath.ch. Die Kirche sollte Berufungen dort erkennen, wo sie sind. Es gebe "genügend theologisch gebildete, spirituell verankerte und menschlich geerdete Frauen und Männer", die im Auftrag des jeweiligen Bischofs den Gemeinden ihren Dienst verrichteten. "Diese müssten hierfür öffentlich-amtlich beauftragt werden – und in der Tradition des Neuen Testamentes geschieht dies durch Handauflegung und Gebet, sprich Weihe", so der Theologe.

Ein breiterer Zugang zum Weiheamt sei im Hinblick auf die Bewahrung der sakramentalen Struktur der Kirche, die existenziell für ihre Identität sei, notwendig, schreibt Belok weiter. Es sei ein "Skandal", dass das "Primärgut" Eucharistie dem "Sekundär- oder gar Tertiärgut" "Zugangswege zum Amt” geopfert werde und es bei den Kriterien männlich und zölibatär bleibe. "Es braucht beides: eine Öffnung der Zugangswege zum Amt und zugleich eine Neubesinnung auf das, was Priestersein heute von Menschen erfordert, die sich hierfür in Dienst nehmen lassen", betont Belok.

In Christus-Vergegenwärtigung werde Jesu Grundhaltung repräsentiert

Vom kirchlichen Lehramt werde zu Unrecht darauf hingewiesen, dass eine Frau Christus nicht repräsentieren könne, da Jesus ein Mann gewesen sei. "In Jesus aber ist Gott Mensch geworden, nicht Mann", so der Theologe. In der Christus-Vergegenwärtigung werde nicht das Mann-Sein Jesu repräsentiert, "sondern seine Grundhaltung und seine Art und Weise, wie er mit Menschen umgeht, ihre Würde achtet und ihnen Gottes Liebe bezeugt und erfahrbar werden lässt". Zu dieser Christus-Vergegenwärtigung seien Frauen und Männer in gleicher Weise fähig und berufen. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gott in seiner Suche die Augen vor den vielen theologisch qualifizierten, spirituell verankerten und menschlich geerdeten Arbeiterinnen verschließt sowie die vielen Frauen und Männer, ledig oder verheiratet, aber auf jeden Fall im Glauben bewährt (viri probati et mulieres probatae), mutwillig übersieht", schreibt Belok.

Anlass des Beitrags ist der zehnte Jahrestag des Memorandums "Kirche 2011: Ein notwendiger Aufbruch". Darin verlangten 143 Theologen unter anderem die Priesterweihe für Verheiratete, eine verbesserte Rechtskultur, mehr Respekt vor individuellen Lebensentscheidungen und das Ernstnehmen der "Sünde in den eigenen Reihen." Auch Manfred Belok gehörte zu den Unterzeichnern. (mal)