Kopenhagener Oberhirte Kozon sieht Debatten beim Synodalen Weg kritisch

Bischof und Synodalbeobachter: Missbrauch von Strukturdebatte trennen

Veröffentlicht am 10.02.2021 um 11:57 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Czeslaw Kozon ist Bischof von Kopenhagen und einer der ausländischen Beobachter des Synodalen Wegs. Dass dort Änderungen der Kirchenstruktur als Mittel gegen Missbrauch diskutiert werden, kritisiert er: Lieber hätte man die Themen trennen sollen.

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Czeslaw Kozon, Bischof von Kopenhagen und einer der ausländischen Beobachter des Synodalen Wegs, kritisiert die Vermischung der Missbrauchsthematik mit Strukturdebatten. "Die Themen hätte man meines Erachtens eher getrennt halten sollen", sagte der Vorsitzende der Nordischen Bischofskonferenz am Mittwoch im Interview mit dem Kölner Internetportal "domradio.de". Stattdessen sollte das Thema Missbrauch "sehr gezielt" angegangen werden. Kozon nahm vergangene Woche an der Online-Konferenz des Reformprozesses teil.

Es gebe zwar Verbindungen von Missbrauch zum Leben der Priester und teilweise auch zu den Strukturen der Kirche, so Bischof Kozon weiter. "Meines Erachtens sollte man es aber nicht ganz so radikal angehen." Wie auch Papst Franziskus sei er nicht der Meinung, dass das gewünschte Ziel zuallererst durch eine Änderung der Strukturen erreicht werde.

Lieber Lehre und Tradition als Ausgangspunkt

Kozon betonte, er könne verstehen, dass es in der Kirche in Deutschland nach den Missbrauchsfällen Handlungsbedarf gebe. "Aber man ist schnell auf Themen gekommen, die sehr weitreichend sind und in einigen Fällen die herkömmlichen Haltungen der Kirche herausfordern." Tiefgreifende Veränderungen anzustreben, die zum Teil das Fundament der Kirche beträfen, sei schwer. Ausgangspunkt für die Bewältigung relevanter Herausforderungen sollten lieber die Lehre und Tradition der Kirche sein, unterstrich der Oberhirte.

Auf die Frage, ob es beim Synodalen Weg nicht nur darum gehe, Missbrauch zu verhindern, sondern darum, andere kirchenpolitische Ziele zu erreichen, antwortete Kozon, dies sei kein Geheimnis. "Viele der Wünsche, die geäußert worden sind, haben ja im strengen Sinne nicht unmittelbar mit dem Thema Missbrauch zu tun, einige überhaupt nicht." Es seien Wünsche, die schon lange gehegt worden seien und nun wieder zum Ausdruck kämen. Allerdings seien solche Reformbestrebungen kein rein deutsches Phänomen. "Die Kirche ist weltweit herausgefordert", sagte der Bischof.

Von einem "absoluten Alleingang" der Kirche in Deutschland geht Kozon nicht aus. Welche Beschlüsse am Ende des Synodalen Wegs gefasst würden, sei zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht vorauszusagen. "Deshalb sollte man mit einem Urteil noch warten." (mal)