Kardinal wegen Missbrauchsaufarbeitung unter Druck

Woelki will in Fastenzeit über Kommunikation nachdenken

Veröffentlicht am 14.02.2021 um 10:05 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki will anderen noch mehr zuhören und sich fragen, wie Menschen mit unterschiedlichen Meinungen gut miteinander sprechen können. Er steht wegen der Missbrauchsaufarbeitung in seinem Erzbistum in der Kritik.

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Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki will in der anstehenden Fastenzeit über bessere Kommunikation nachdenken. "Ich habe mir für die Fastenzeit vorgenommen, mir darüber Gedanken zu machen, wie wir in Zukunft miteinander reden können", sagte der Erzbischof am Sonntag dem Kölner Internetportal domradio.de. "Wie wir in Gemeinschaft bleiben, auch wenn wir gegensätzlicher Meinung sind. Ich möchte Menschen noch mehr zuhören."

Woelki ermutigte dazu, die Fastenzeit und auch den Karneval trotz Corona-Krise nicht gänzlich ausfallen zu lassen. "Es ist die stillste Karnevalszeit, an die ich mich als Kölner erinnern kann", sagte er. "Wir hätten das Feiern, den Spaß, die Gemeinschaft gut gebrauchen können." Das vergangene Jahr sei wegen der Corona-Pandemie wie eine Art Bußzeit gewesen. Menschen hätten darüber nachdenken müssen, wie sie nicht krank werden, soziale Distanz aushalten und was wichtig sei im Leben. "Trotz aller guten Gedanken - das Schwierigste daran ist, dass wir nicht wissen, wie lange noch", so der Kardinal.

Woelki: Menschen sollen sich etwas Gutes tun

Und auch wenn Karneval in diesem Jahr ausfalle, sollten sich die Menschen dennoch etwas "gönnen", bevor die Fastenzeit beginnt, sagte Woelki. "Natürlich keine Corona-Party, aber tun Sie sich was Gutes. Gutes Essen, pflegen Sie sich selbst und Ihre Seele. Zelebrieren Sie das. Das mag kein Ersatz für Karneval sein, aber es kann zumindest guttun in dieser Zeit", betonte er.

Woelki steht wegen der strittigen Missbrauchsaufarbeitung in seinem Erzbistum derzeit unter Druck. Ein Gutachten zum Umgang mit Missbrauchsfällen ließ er wegen "methodischer Mängel" nicht wie zunächst vorgesehen veröffentlichen. Ein neues Gutachten soll bis zum 18. März vorliegen. Zudem wird dem Erzbischof vorgeworfen, selbst in die Vertuschung von Missbrauch verwickelt gewesen zu sein. Kritiker halten die bisherige Kommunikationsstrategie des Kardinals in großen Teilen für unglücklich. (KNA/epd)