Kritik an Anerkennungszahlungen und an Kardinal Woelki

DBK-Betroffenenbeirat warnt vor Streit unter Missbrauchsopfern

Veröffentlicht am 18.02.2021 um 11:44 Uhr – Lesedauer: 

Würzburg ‐ Der Betroffenenbeirat der Deutschen Bischofskonferenz verteidigt seinen Willen zur Zusammenarbeit mit Kirchenvertretern und ruft Betroffene sexuellen Missbrauchs zum Zusammenhalt auf. Zugleich gibt es aber auch Kritik an der kirchlichen Aufarbeitung.

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Sprecher von Missbrauchsopfern in der katholischen Kirche haben ihren Willen zur Zusammenarbeit mit Kirchenvertretern verteidigt. "Wir setzen jedenfalls auf Zusammenarbeit", sagte einer der Sprecher des im November gegründeten Betroffenenbeirats der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), der Würzburger Schauspieler Kai Moritz, der "Main-Post" (Donnerstag). "Wir haben jetzt eine gute Ausgangsposition, die Dinge anzusprechen, und beschränken uns nicht nur auf die Punkte, die nicht funktionieren."

Moritz warnte die Betroffenen davor, sich auseinanderdividieren zu lassen, und bekannte sich zu einer konstruktiven Mitarbeit in kirchlichen Gremien. "Betroffene dürfen sich nicht gegenseitig angreifen. Wir dürfen nicht zu dem werden, was wir gerade bekämpfen wollen: Mit Erniedrigungen des Gegenübers machen wir es nicht besser."

Er reagierte damit auf Kritik des Mitbegründers der Betroffenen-Initiative "Eckiger Tisch", Matthias Katsch, der den Auftritt von Vertretern des Betroffenenbeirats bei der jüngsten Onlinekonferenz des Reformprozesses Synodaler Weg mit den Worten kritisiert hatte, dass man dort offenbar nur Betroffene hören wolle, die sich dort einbringen wollten. Moritz sagte dazu: "Ich denke, der Synodale Weg ist eine Möglichkeit, dass man den Zorn und die Wut der Betroffenen transformiert hin zu etwas Produktivem."

Kritik an Anerkennungszahlungen und an Woelki

Der Sprecher des Betroffenenbeirats kritisierte zugleich die von der Kirche beschlossene Neuregelung der Zahlungen in Anerkennung des Leids. Der Entscheidungsprozess habe erneut ohne Beteiligung der Missbrauchsopfer stattgefunden. Zugleich gebe es viele in der Kirche, die mit den Geldzahlungen einen Schlussstrich und einen Anspruch auf Ruhe verbänden, sagte Moritz. "Dem stellen wir uns als Beirat entgegen", betonte der Sprecher. "Es gibt keine Entschuldigung. Es gibt nur ein gemeinsames damit Weiterleben." Die Beiräte wollten die öffentliche Diskussion wach halten und immer wieder daran erinnern, "dass es nicht nur Bischöfe und Priester sind, die Täter waren oder Täter gedeckt haben, sondern dass auch das Bild von ihnen dazu geführt hat, dass das so passieren konnte und jetzt so schwerfällig nichts passiert".

Kritik übte Moritz auch am Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. Seine Entschuldigungen reichten nicht aus; sie hätten zuerst die Opfer in den Blick nehmen müssen. "Ich unterstelle Herrn Woelki immer noch, dass er sich feiern lässt für seine wiederholten Worte des Bedauerns und sich gefällt, dass er jetzt etwas tut. Das macht es schwer", sagte er.

In einem Offenen Brief hatten Betroffene von sexuellem Missbrauch in der Kirche zuletzt mehr Unterstützung von der deutschen Politik gefordert. Die Thematik der Aufarbeitung, Hilfe und Entschädigung der Opfer sexuellen Kindesmissbrauchs gehöre ins Parlament, die Kirche schaffe es nicht allein, hieß es. "Wir brauchen Hilfe, trotz der Erfolge der letzten Jahre", schrieben die beiden zurückgetretenen Mitglieder des Betroffenenbeirats im Erzbistum Köln, Patrick Bauer und Karl Haucke, sowie der "Eckiger Tisch"-Sprecher Katsch in einem Beitrag der aktuellen "Zeit"-Beilage "Christ & Welt". (tmg/KNA)