Bätzing spürt Auswirkung der Kölner Debatte im Bistum Limburg
Der Limburger Bischof Georg Bätzing spürt nach eigenen Worten bei der Missbrauchsaufarbeitung in seinem Bistum negative Auswirkungen der Debatte im Erzbistum Köln. Bätzing sagte am Donnerstag in einer Online-Pressekonferenz, die "Lage in Köln" beeinflusse das Bistum Limburg "in erheblicher Weise, weil ich spüre, dass in der öffentlichen und innerkirchlichen Wahrnehmung und auch unter Betroffenen die Frage wieder stärker ist: Kann ich denen glauben? Kann ich sogar bereit sein, da mitzuwirken? Scheint mir das glaubwürdig?" Bätzing fügte hinzu: "Damit kämpfen wir, und das hat auch etwas mit der Kölner Situation zu tun." Der Limburger Bischof betonte, er spreche nicht als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), sondern "als Nachbar" des Erzbistums Köln.
Dort steht Kardinal Rainer Maria Woelki in der Kritik, weil er ein seit Monaten fertiges Gutachten über den Umgang der Bistumsspitze mit Missbrauchsfällen nicht veröffentlichen lässt. Der Kölner Erzbischof begründet dies mit "methodischen Mängeln" und beauftragte eine neue Untersuchung, deren Ergebnisse am 18. März vorgestellt werden sollen. Auch dem Kardinal selbst wird Vertuschung vorgeworfen. Bereits im Dezember hatte Bätzing die Kölner Aufarbeitung ein "Desaster" genannt und betont: "Ich bin über die Situation, die um die Kölner Studie herum entstanden ist, überhaupt nicht glücklich", was Woelki auch wisse. Deutliche Kritik gab es zuletzt zudem vom Präsidium des Synodalen Wegs, dem Bätzing angehört.
"Man kann verloren gegangenes Vertrauen nie zurückgewinnen"
Bätzing betonte mit Blick auf die bereits im Juni 2020 vorgestellte Missbrauchsstudie des Bistums Limburg: "Wir wollen Offenlegung von Taten, Beschuldigten und Betroffenen und wir wollen die Offenlegung von Verantwortlichen mit ihren Namen - und das haben wir getan." Es gehe um einen Kulturwandel im Umgang der Kirche mit sexuellem Missbrauch. Nur durch Transparenz und das Vorzeigen von Ergebnissen könne man "neues Vertrauen gewinnen". Bätzing fügte hinzu: "Man kann verloren gegangenes Vertrauen nie zurückgewinnen."
Die insgesamt 64 Maßnahmen, die von den Autoren der Limburger Missbrauchsstudie in einem 421-seitigen Bericht vorgeschlagen wurden, sollen demnach in diesem und im kommenden Jahr umgesetzt werden. Bätzing verwies etwa auf den geplanten, neun Personen umfassenden gemeinsamen Betroffenenbeirat der Bistümer Limburg, Mainz und Fulda. Zudem werde es ein Beschwerdemanagement geben, bei dem sich Betroffene "niederschwellig" an das Bistum wenden könnten.
Außerdem werde es "auf Ebene der Deutschen Bischofskonferenz ein Rahmengesetz zur Personalaktenführung geben, das dann von den einzelnen Diözesen adaptiert wird". Die Vorarbeiten dazu seien sehr weit gediehen. "Wir werden in diesem Jahr dieses Rahmengesetz haben", sagte Bätzing. Er hoffe, "noch vor dem Sommer". (tmg/KNA)