Viel Gesprächsbedarf und eine Personalentscheidung

Vollversammlung rein digital: Was auf der Agenda der Bischöfe steht

Veröffentlicht am 22.02.2021 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Headset und Zoom-Meetings sind manchen Bischöfen inzwischen fast so vertraut wie der Umgang mit liturgischem Gerät. Corona macht's möglich. Pandemie-bedingt findet jetzt auch die Vollversammlung der Bischöfe online statt – zum ersten Mal überhaupt.

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Lange hatten die Bischöfe an ihrem Plan festgehalten, sich von Dienstag bis Donnerstag in Dresden zu treffen. Das 100-jährige Bestehen des Bistums Dresden-Meißen hatte die Ortswahl für die Frühjahrsvollversammlung leicht gemacht. Aber wie so oft in den vergangenen Monaten warf Corona alles über den Haufen. Pandemiebedingt findet die Zusammenkunft nun rein virtuell statt – zum ersten Mal in der Geschichte der Bischofskonferenz.

Allerdings dürften die meisten Oberhirten aus den 27 deutschen Bistümern inzwischen mit den Spielregeln des digitalen Dialogs vertraut sein. Das zeigte sich zuletzt auf einer Online-Konferenz des Synodalen Wegs.

Die gemeinsam mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) gestartete Initiative zur Zukunft der Kirche in Deutschland ist auch beim Frühjahrstreffen der Bischöfe als Thema gesetzt. Dabei werden sie klären müssen, mit welchen Erwartungen sie in die zweite Synodalversammlung gehen. Denn dann sollen bereits erste beschlussfähige Vorlagen zu den zentralen Themen Macht, priesterliche Lebensform, Sexualmoral und Rolle der Frauen zur Abstimmung kommen.

Synodaler Weg aus Erschütterung über Missbrauch in der Kirche

Seinen Ausgang nahm der Synodale Weg aus der Erschütterung über Missbrauch in der Kirche. Fragen zur Aufarbeitung werden ein weiterer Punkt auf der Agenda des virtuellen Bischofstreffens sein. Gesprächsbedarf gibt es nach wie vor mit Blick auf das Erzbistum Köln. Kardinal Rainer Maria Woelki steht trotz einer offenbar entlastenden Stellungnahme aus dem Vatikan und eigener Fehler-Eingeständnisse weiter unter Druck. Ungewöhnlich deutliche Kritik an seinem Verhalten hatte unter anderen das Präsidium des Synodalen Wegs geübt, dem auch der Vorsitzende der Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing angehört.

Erste Folgen der Debatte um die Aufarbeitung im Erzbistum Köln lassen sich bereits an der Statistik ablesen. Die Zahl der Katholiken, die ihrer Kirche den Rücken kehren, geht laut Medienberichten in die Höhe – nachdem kurz zuvor noch gemeldet worden war, dass in ganz Nordrhein-Westfalen die Austrittszahlen im vergangenen Jahr rückläufig waren.

Bild: ©KNA

Wenn alles nach Plan läuft, soll bei der Vollversammlung ein Nachfolger für Pater Hans Langendörfer SJ als DBK-Sekretär bestimmt werden.

Wie geht es weiter mit der Stellung von Kirche in der Gesellschaft? Im Rahmen ihres Studientags wollen die Bischöfe über "zukunftsorientierte Perspektiven und Chancen einer Mitgliederorientierung" sprechen. Ein trotz des staubtrocken klingenden Titels dringliches Anliegen – das auch einen finanziellen Hintergrund hat. Denn weniger Mitglieder bedeuten zwangsläufig auch weniger Einnahmen aus der Kirchensteuer. Aber es geht um mehr; letztlich steht die Frage im Raum, ob die Kirche in der Postmoderne überhaupt noch etwas zu sagen hat.

Was die Politik anbelangt, wollen sich die Bischöfe noch einmal mit dem Thema Sterbehilfe befassen. Während prominente Protestanten zuletzt dafür plädierten, einen assistierten professionellen Suizid auch in kirchlichen Einrichtungen zu ermöglichen, lehnen die katholischen Bischöfe dies ab. Hinter vorgehaltener Hand zeigen sich manche von ihnen besorgt darüber, dass durch solche Einlassungen die ökumenische Geschlossenheit in ethischen Debatten immer weiter bröckelt.

Neuer DBK-Sekretär soll gewählt werden

Eine ganz andere Ökumene-Baustelle tat sich durch die jüngsten Einlassungen des Ökumenische Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen (ÖAK) zum wiederholten Male auf. Im Kern geht es um die Frage, ob Katholiken und Protestanten an Abendmahls- beziehungsweise Eucharistiefeiern der jeweils anderen Konfessionen teilnehmen dürfen. Im Einzelfall ja – auf Basis einer Gewissensentscheidung, meint der ÖAK. Dafür ist die Zeit noch nicht reif, meint der Vatikan. Nun ist es an den Bischöfen, sich zu positionieren. Ergebnisse werden nicht zuletzt Papstbotschafter Nikola Eterovic interessieren, der als Gast am ersten Konferenztag zugegen ist.

Schließlich sorgt noch eine mögliche Personalentscheidung für Spannung: Wenn alles nach Plan läuft, wird die Vollversammlung einen Nachfolger für Hans Langendörfer wählen, den langjährigen Sekretär der Bischofskonferenz. Aber was läuft schon nach Plan in diesen Zeiten?

Von Joachim Heinz (KNA)