Kardinal Ouellet: Mandat soll mindestens fünf Jahre dauern

Neuer Churer Bischof muss nicht mit 75 Jahren Rücktritt einreichen

Veröffentlicht am 22.02.2021 um 11:36 Uhr – Lesedauer: 

Chur ‐ Eigentlich müssen Oberhirten mit 75 Jahren dem Papst ihren Rücktritt anbieten. Beim neuen Churer Bischof Joseph Maria Bonnemain wird das nicht der Fall sein: Papst Franziskus hat verfügt, dass der 72-Jährige mindestens fünf Jahre im Amt bleiben soll.

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Die Amtszeit des künftigen Churer Bischofs Joseph Maria Bonnemain (72) wird voraussichtlich über dessen 75. Geburtstag hinausgehen. "Im Bewusstsein der anspruchsvollen Dimensionen der Ihnen anvertrauten Sendung und in Anbetracht Ihres Alters hat Papst Franziskus verfügt, dass Ihr Mandat – sollte Ihre Gesundheit es Ihnen ermöglichen – wenigstens fünf Jahre dauern soll", heißt es in einem Brief von Kardinal Marc Ouellet, dem Leiter der Vatikanischen Bischofskongregation, an Bonnemain, dessen Wortlaut das Schweizer Internetportal "kath.ch" am Montag veröffentlichte. Das Kirchenoberhaupt sei sich der Komplexität der Situation in der Diözese bewusst, so Ouellet weiter. "Ihre Exzellenz ist dazu berufen, vor allem die Communio und Einheit der Ortskirche zu fördern und sich großzügig für das Werk der Evangelisierung einzusetzen."

Mit Vollendung des 75. Lebensjahrs sind Bischöfe laut Kirchenrecht eigentlich dazu verpflichtet, dem Papst ihren Rücktritt anzubieten. Bei Bonnemain wäre dies im Juli 2023 der Fall. Allerdings kommt es gelegentlich vor, dass Oberhirten auch über ihren 75. Geburtstag hinaus im Amt bleiben. So hatte Papst Franziskus etwa vergangenes Jahr den Rücktritt des Wiener Erzbischofs, Kardinal Christoph Schönborn, vorerst nicht angenommen und seine Amtszeit auf unbestimmte Zeit verlängert. Schönborn war im Januar 2020 75 Jahre alt geworden. Auch Bonnemains Vorgänger in Chur, der 2019 emeritierte Bischof Vitus Huonder, blieb noch über zwei Jahre nach seinem 75. Geburtstag im Amt.

Papst Franziskus hatte Bonnemain am vergangenen Montag zum künftigen Bischof der Schweizer Diözese ernannt. Eigentlich hätte das aus 22 Priestern des Bistums bestehende Domkapitel im vergangenen November einen neuen Bischof wählen sollen. Allerdings hielt es damals keinen der drei vom Papst Vorgeschlagenen für wählbar, auch nicht Bonnemain, der auf der Wahlliste gestanden hatte. Da das Domkapitel auf eine Wahl verzichtete, konnte das Kirchenoberhaupt frei den neuen Oberhirten bestimmen. Das Bistum Chur gilt seit Jahrzehnten als gespalten. Die Amtsführung der konservativen Bischöfe Wolfgang Haas (1990-1997) und Vitus Huonder (2007-2019) polarisierte die Schweizer Kirche über die Bistumsgrenzen hinaus. Bonnemain hatte vergangene Woche mit seiner Ankündigung für Aufsehen gesorgt, er werde auf ein eigenes Bischofswappen verzichten und stattdessen ausschließlich das Kreuzzeichen Christi verwenden. (mal)