Interview über Herausforderungen und Organisation des digitalen Bischofstreffens

Kopp über Vollversammlung: Bischof Bätzing ist ein virtuoser Moderator

Veröffentlicht am 23.02.2021 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Heute beginnt die Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz – allerdings nicht wie geplant in Dresden, sondern zum ersten Mal virtuell. Im katholisch.de-Interview erklärt Pressesprecher Matthias Kopp, was dabei am meisten fehlt und wie sich die Bischöfe in Videokonferenzen verhalten.

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Wenn die deutschen Bischöfe in den kommenden Tagen bei ihrer Frühjahrsvollversammlung über Kirchenaustritte, den Synodalen Weg oder den Umgang mit Missbrauch sprechen, dann tun sie das per Videokonferenz. Im Interview spricht der Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferen Matthias Kopp auch darüber, wie die geheime Wahl eines neuen Sekretärs aussehen könnte. 

Frage: Herr Kopp, die meisten deutschen Bischöfe kann man sicherlich nicht unbedingt als "digital natives" bezeichnen. Wie bereitet man da eine virtuelle Vollversammlung vor?

Kopp: Die Bischöfe haben in den zurückliegenden Monaten sehr gute Erfahrungen mit Videokonferenzen gesammelt. Einerseits die Diözesanbischöfe beim Ständigen Rat, den wir mehrfach online durchgeführt haben. Ich vermute aber auch, dass alle Weihbischöfe in so vielen Konferenzen, Fachgesprächen und Tagungen waren, dass sie sich bestens mit Videokonferenzen auskennen. Aber wir spüren hier im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz schon, dass es teilweise mehr technischer Aufwand ist als sonst bei einer Vollversammlung – gerade in der Detailvorbereitung.

Frage: Welche Details sind das, um die Sie sich jetzt besonders kümmern müssen?

Kopp: Wir haben am Mittwoch einen Studientag zum Thema Kirchenbindung und Kirchenaustritt, also dazu, was die Menschen noch in der Kirche hält. Eigentlich wären wir in Dresden verabredet gewesen. Dann würde man normalerweise sagen: "Jetzt gehen alle 69 Bischöfe in neun Arbeitsgruppen in die Räume A, B, C, D." Jetzt müssen wir diese ganzen Arbeitsräume digital als Breakout-Sessions einrichten und dann wieder alle ins Plenum zurückführen und wieder in die Arbeitsgruppen. Das ist ein ziemlich großer technischer Aufwand.

Frage: Wir kennen ja mittlerweile alle die Pannen, die bei solchen digitalen Konferenzen passieren können: Das Mikrofon ist nicht aus oder das Handzeichen wird vergessen. Was haben Sie schon mit Bischöfen erlebt?

Kopp: Ab und zu ist die Erinnerung mal notwendig, das Mikrofon auszumachen. Ansonsten habe ich unseren Vorsitzenden Bischof Georg Bätzing als virtuosen Moderator des Chats erlebt. Er hat das bisher immer über die Chat-Funktion gemacht, um die Wortmeldungen zu koordinieren. Bei 69 Bischöfen kann man gar nicht alle Kacheln auf dem Bildschirm sehen.

Bischof Georg Bätzing schaut auf einen Laptop-Bildschirm
Bild: ©KNA/Julia Steinbrecht

Über die Chat-Funktion melden die Bischöfe ihre Redebeiträge an, Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, koordiniert und moderiert die Diskussion dann.

Frage: Alle Bischöfe schreiben also artig in den Chat, dass sie etwas beizutragen hätten, werden aufgerufen und so diskutiert man dann über die Themen?

Kopp: So ist es. Und da haben die Bischöfe sich in den vergangenen Monaten auch sehr genau dran gehalten. Da macht nicht irgendjemand das Mikrofon auf und ruft dazwischen. Es ist eine gute Kultur des Miteinanders in Videokonferenzen entstanden, die auch gut eingehalten wird. Da sehe ich überhaupt keine Probleme.

Frage: Das bedeutet, Bischof Bätzing ist derjenige, der jetzt auch bei der Vollversammlung Chat und Diskussion moderieren wird?

Kopp: Genau. Als Vorsitzender hat er diese Aufgabe. Natürlich wird er diese Moderation bei bestimmten Tagesordnungspunkten bewusst abgeben, zum Beispiel beim Studientag am Mittwoch, da machen das dann andere. Bei uns ist die Tradition so, dass ein Tagesordnungspunkt aufgerufen wird – das macht Bischof Bätzing –, und dann führt der für das Ressort zuständige Bischof ein. Bei einem Medienthema würde also Bischof Gebhard Fürst einführen, bei einem Pastoralthema Bischof Franz-Josef Bode.

Frage: Mit dem Studientag, der MHG-Studie oder dem ÖAK-Votum stehen auch emotionale und teilweise kontroverse Themen auf der Tagesordnung. Wird durch das digitale Format anders über die Themen diskutiert als bei einer analogen Vollversammlung?

Kopp: Nein, die Diskussion laufen genauso offen. Ob kontrovers, das vermag ich nicht zu sagen. Natürlich spüren wir eine Unruhe in der gesamten kirchlichen Landschaft. Natürlich spüren wir, dass es bei theologischen Fragestellungen durchaus verschiedene Sichtweisen gibt, das muss alles in einer guten Diskussion zusammengeführt werden. Und natürlich wäre eine Präsenzveranstaltung in Dresden hundertmal schöner und praktischer gewesen, weil man dort eine andere Diskussionsatmosphäre hinbekommt. Jetzt sind wir in der Corona-Pandemie so gebunden und müssen das Beste daraus machen. Aber ich glaube, dass die Tiefe und auch die Gewissenhaftigkeit der Diskussion durch ein Videoformat nicht geschmälert werden.

Eterovic, Marx und Woelki in Fulda
Bild: ©Julia Steinbrecht/KNA

Persönliche Begegnungen wie hier zwischen Nuntius Nikola Eterovic (l.) und Kardinal Reinhard Marx (m.) wird es in den Pausen der digitalen Vollversammlung nicht geben. "Das werden viele Bischöfe bedauern", sagt Pressesprecher Matthias Kopp (2. v.r.).

Frage: Bei der Vollversammlung ist ja auch die Wahl einer neuen Sekretärin oder eines neuen Sekretärs geplant. Laut dem DBK-Statut muss die Wahl geheim ablaufen. Wie funktioniert das virtuell?

Kopp: Wenn eine Wahl stattfinden sollte, dann ist unser Videokonferenz-System so aufgebaut, dass eine geheime Wahl per Mausklick durchgeführt werden kann. In unserem Videokonferenz-System wird ein Button geöffnet mit der Aufschrift "Umfrage starten", da tauchen dann eine Frage und der Hinweis auf: "Ab jetzt können Sie 60 Sekunden lang abstimmen: Ja, Nein, Enthaltung." Beim Moderator läuft das Ergebnis zusammen. Die Anonymität ist gesichert.

Frage: Was ist aus Ihrer Sicht die größte Herausforderung bei dieser Art der digitalen Vollversammlung, die Ihnen nun bevorsteht?

Kopp: Die größte Herausforderung ist sicherlich, gut zu sehen, dass alle, die das wollen, zu Wort kommen und dass man versucht, ein geistliches Element zu integrieren. Unsere Vollversammlungen sind normalerweise geprägt durch die großen Gottesdienste: Eröffnungsmesse, Abschlussandacht, die Morgenmessen, an denen viele Gläubige teilnehmen. Das fehlt diesmal. Deshalb bin ich sehr froh, dass die Bischöfe, die drangewesen wären – Kardinal Marx, Kardinal Woelki und Erzbischof Schick – morgens um 7.30 Uhr geistliche Impulse auf Facebook anbieten mit einem Gedanken zum Tagesevangelium. Das werden also kleine Versionen von dem sein, was sie sonst gepredigt hätten. Es ist wichtig, dass man eine solche Konferenz auch unter einen geistlichen Rahmen stellt.

Frage: Was fehlt beim digitalen Format der Vollversammlung am meisten?

Kopp: Die Kaffeepausen zwischendurch, wo man vertraut mit dem einen oder anderen reden kann, wie auch ein Mittag- oder Abendessen. Diese personale Begegnung ist schon ein großer Mangel bei Videokonferenzen und das lässt sich auch hier nicht vermeiden. Das werden viele Bischöfe bedauern. Wir hoffen natürlich alle, dass wir bald wieder eine neue Präsenzsitzung – vielleicht der Ständige Rat im Juni – durchführen können.

Frage: Die Bischöfe werden sich also nicht auch noch in den Pausen virtuell zusammenschalten, um noch ein bisschen zu plaudern?

Kopp: Das glaube ich nicht. Da macht man seine Kamera aus, stellt sein Mikrofon ab und trinkt dann sein Tässchen Kaffee da, wo man gerade sitzt.

Von Christoph Brüwer