Journalist Erbacher: Sarah-Rücktritt ist ein Zeichen des Papstes
Nach Ansicht des Kirchenjournalisten Jürgen Erbacher will Papst Franziskus mit der Annahme des Rücktritts von Kurienkardinal Robert Sarah ein Zeichen setzen. Es sei fast ungewöhnlich, dass der Papst das Pensionsangebot von so einem wichtigen Posten annehme, sagte der Leiter der ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch" dem Kölner "Domradio" am Dienstag. Eine ganze Reihe Kardinäle sei mit höherem Alter noch in führenden Positionen: "Kardinal Ravasi, der Kulturminister, ist mit 78, Kardinal Stella, der die Kleruskongregation leitet, ist mit 80 Jahren noch im Amt."
Wenn Bischöfe 75 Jahre alt werden, müssen Sie laut Kirchenrecht dem Papst ihren Rücktritt anbieten. Dieser entscheidet jedoch selbst darüber, ob und wann er diesen annimmt. Zwischen Sarah, der bisher die Gottesdienstkongregation im Vatikan geleitet hatte, und dem Papst hatte es schon länger Meinungsverschiedenheiten gegeben. Sarah gilt als einer der pointiertesten Kritiker der Linie von Franziskus.
Kühle Reaktion
An der kühlen Reaktion Sarahs auf die Annahme des Rücktritts sei zu erkennen, "dass das kein allzu großes Miteinander zwischen Kardinal Sarah und dem Papst war", so Erbacher. Auf der Referentenebene habe der Papst in der Vergangenheit bereits einige Umbesetzungen vorgenommen. So teile etwa der Stellvertreter Sarahs die Reformintentionen des Papstes.
Dass Papst Franziskus Sarah nicht einfach ausgetauscht habe, spreche weiterhin für die Linie des Kirchenoberhaupts: "Franziskus hat darauf immer wieder gesagt, dass er nicht gewählt wurde, um Köpfe abzuschießen, sondern um Herzen zu verändern", resümiert Erbacher. Der Papst habe gehofft, Sarah von seinem Kurs überzeugen zu können. Dies habe jedoch nicht funktioniert.
Beobachter erwarten, dass Sarah auch im Ruhestand eine Stimme der Konservativen und Traditionalisten in der Kirche bleiben wird. Der guineische Kardinal hatte das Amt des Präfekten der Gottesdienstkongregation seit 2014 inne. (cph)