Der Verantwortliche für einen militärischen Einsatz müsse immer klar sein

Debatte um Drohnen: Overbeck warnt vor Entpersonalisierung von Kriegen

Veröffentlicht am 24.02.2021 um 11:17 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Seit Jahren diskutiert die Politik über die Anschaffung von bewaffneten Drohen für die Bundeswehr. Militärbischof Franz-Josef Overbeck hat die Qualität dieser Debatte nun kritisiert. Mit Blick auf die Drohnen sprach er zudem eine Warnung aus.

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Der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck hat vor einer Entpersonalisierung von Kriegen durch den Einsatz bewaffneter Drohnen gewarnt. "Seit Jahren wissen wir, dass der Einsatz von Drohnen immer wichtiger wird. Ethisch darf es aber nicht dazu kommen, dass es auf Dauer einen Krieg ohne Menschen gibt", sagte Overbeck am Mittwoch in einem Interview der Deutschen Welle. Wer mit bewaffneten Drohnen umgehe, müsse wissen, dass die Gefahr wachse, sich selber aus einer Verantwortungskette herauszuhalten. Diese Grenze dürfe jedoch "auf keinen Fall" überschritten werden. Auch bei einer Benutzung von Drohnen müsse die Letztverantwortung dessen, der die entsprechenden Befehle erteile, immer klar sein, so der Essener Bischof, der an diesem Mittwoch seit zehn Jahren Militärbischof ist.

Overbeck kritisierte auch die aktuelle Debatte um die Anschaffung von bewaffneten Drohnen für die Bundeswehr. Es bekümmere ihn, dass bei der Diskussion unterbewertet werde, "dass solche Instrumente auch dem Schutz der Soldatinnen und Soldaten dienen können". Mit Blick auf die politischen und auch militärischen Aggressionen von Seiten großer Staaten könne der mögliche Einsatz solcher Drohnen zudem auch eine nicht zu unterschätzende strategische Frage sein. "Angesichts dessen finde ich die politische Diskussion allzu oft der Komplexität der Angelegenheit nicht angemessen", sagte der 56-jährige Oberhirte wörtlich.

Den aktuellen Zustand der Bundeswehr bewertete Overbeck gegenüber der Deutschen Welle kritisch: "So wie es einer Schlagkräftigkeit für mögliche militärische Einsätze bedarf, damit Frieden bleibt oder Frieden entsteht, braucht es auch Mittel, die die Sicherheit der Soldatinnen und Soldaten stärken und die Effizienz ihres Tuns unterstützen. Das geschieht seit Jahren längst nicht in ausreichender Weise." Für viele Soldaten habe es existenzielle Dimensionen angenommen, was in diesem Bereich momentan los sei. Dies merke er auch bei persönlichen Gesprächen, die er führe, und bei dem, was ihm Seelsorger berichteten. "Da gilt es für die Politik, wachsam zu sein und entsprechende Entscheidungen zu treffen", so Overbeck. (stz)