Historikerin: Weiheämter für Frauen verhindern Kirchenspaltung
Die künftige Rolle von Frauen in der Kirche ist nach Einschätzung der Historikerin Birgit Aschmann die entscheidende Frage beim Reformdialog Synodaler Weg der deutschen Katholiken. Bei einer Online-Veranstaltung des Katholischen Deutschen Frauenbundes im Erzbistum Berlin wies sie am Dienstagabend die Befürchtung zurück, eine Priesterweihe auch für Frauen könne zu einer Kirchenspaltung führen. Vielmehr könne die Gleichberechtigung eine Spaltung verhindern, weil viele Frauen im Falle ausbleibender Reformen die katholische Kirche verlassen wollten.
Aschmann gehört dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) an und ist Mitglied des Synodalen Wegs. Die Geschichts-Professorin an der Berliner Humboldt-Universität rief Frauenverbände und Initiativen wie "Maria 2.0" auf, weiter für ihre Forderungen einzutreten: "Ihr sichtbares Aufstehen ist von zentraler Wirkung, sonst wären wir nicht so weit." Der Synodale Weg setze manche Bischöfe einem "Realitätsschock" aus, wenn sie bei dem Reformdialog mit den Forderungen von Frauen konfrontiert würden. Das sei in den Debatten "sehr belebend". Fronten zwischen Reformern und Konservativen liefen jedoch quer durch die Gruppen von Bischöfen und Laien, betonte Aschmann zugleich.
Im Synodalen Weg beraten deutsche Bischöfe und Laienvertreter seit 2019 über die Zukunft der katholischen Kirche. Ausgangspunkt ist eine jahrelange Kirchenkrise, die der Missbrauchsskandal verschärft hat. In der Debatte geht es vor allem um die Themen Macht, Priestertum und Sexualmoral sowie um die Rolle der Frauen in der Kirche.
Theologe Hoff: Priesterweihe von Frauen möglich
Unterdessen forderte auch Gregor Maria Hoff, katholischer Theologe und Professor für Fundamentaltheologie und Ökumenische Theologie an der Universität Salzburg, die Priesterweihe für Frauen in der katholischen Kirche. In einem Beitrag für die "Zeit"-Beilage "Christ und Welt" (Donnerstag) weist er das theologische Argument, dass nur Männer Jesus als Priester repräsentieren könnten, weil Jesus ein Mann war und auch nur Männer als Apostel auswählte, als unzureichend zurück. "Ja, Jesus hat als Mann die Botschaft vom Reich Gottes verkündet. Aber das bedeutet nicht, dass die Übersetzung des Evangeliums, die sakramentale Darstellung des Handelns Jesu, auf einen männlichen Körper beschränkt ist", schreibt Hoff. Gott lasse sich nicht über ein Geschlecht identifizieren. "Sein Handeln sprengt die Grenzen sexueller Zuordnung. Seine Liebe zeigt sich unbegrenzt." Das gelte es im stellvertretenden Handeln der Kirche umzusetzen, also auch in ihren Ämtern.
Der Fundamentaltheologe verwies auch auf Offenheit und Lernbereitschaft Jesu. "Der Glaube Jesu erweist sich als offen für Erfahrungen mit der unbegrenzten schöpferischen Lebensmacht Gottes", schreibt er. Deshalb könne auch die Kirche Lernerfahrungen machen, die "über die Grenzen der eigenen Tradition hinausführen" könnten. Nicht der Papst und die Bischöfe seien die Herren der Kirche, "sondern der Geist Jesu Christi bestimmt sie".
Die mögliche Weihe von Frauen wird in der katholischen Kirche seit langem diskutiert. In der vergangenen Woche hatte der emeritierte Tübinger Dogmatiker Bernd Jochen Hilberath betont, dass die Kirche die Vollmacht habe, Frauen zu Priesterinnen zu weihen. Eine "Symboltheologie des priesterlichen Amts", mit der die Männern vorbehaltene Weihe begründet werde, stehe auf "schwachen theologischen Füßen". Gegner der Frauenweihe verweisen dagegen auf das Apostolische Schreiben "Ordinatio Sacerdotalis" von 1994, in dem Papst Johannes Paul II. betont, dass die Weihe in der Kirche "von Anfang an ausschließlich Männern vorbehalten" gewesen sei und diese Lehre auch der göttlichen Verfassung der Kirche entspreche. (tmg/KNA)
3.3., 13:50 Uhr: Ergänzt um Hoff.