Neuanfang des Bistums brauche auch in der Medienarbeit "ein neues Gesicht"

Bistumssprecher Gracia verlässt Diözese Chur mit sofortiger Wirkung

Veröffentlicht am 04.03.2021 um 12:52 Uhr – Lesedauer: 3 MINUTEN

Chur ‐ Das Bistum Chur bekommt einen neuen Bischof – und er teile dessen Meinung, dass die Diözese auch in der Medienarbeit einen Neuanfang brauche: Deshalb tritt Giuseppe Gracia von seinem Posten als Churer Bistumssprecher zurück.

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Der Medienbeauftragte des Schweizer Bistums Chur, Giuseppe Gracia, gibt seinen Posten mit sofortiger Wirkung auf. Er habe mit dem künftigen Bischof Joseph Bonnemain gesprochen und sei wie dieser der Meinung, "dass der Neuanfang im Bistum auch in der Medienarbeit ein neues Gesicht braucht", teilte Gracia am Donnerstag mit. "Wenn möglich eine Frau, das wünsche ich dem Bistum", fügte er hinzu.

Das Bistum Chur sei vom ersten Tag an ein "Highspeed-Job" gewesen und manchmal "ein wilder Ritt", so Gracia weiter. "In der heutigen Öffentlichkeit traditionelle katholische Positionen zu vertreten, ist ein echte Challenge, mit viel Gegenwind. Aber ich mag das." Er wolle keinen Tag missen und sei dankbar für die Zeit.

Der Apostolische Administrator der Diözese, Bischof Peter Bürcher, teilte mit, das Bistum danke Gracia für den "enormen Einsatz" und bedauere das Ende der Zusammenarbeit "außerordentlich". Gracia habe dem Bistum eine herausragende öffentliche Präsenz verschafft. Auch in "aufreibenden Phasen" sei er "jederzeit bereit" gewesen, den Diözesanbischof "loyal gegenüber der kritischen öffentlichen Meinung zu vertreten".

Bischof Huonder stets verteidigt

Der Schriftsteller und Journalist hatte die Kommunikation des Bistums seit 2011 verantwortet und wirkte als Sprecher des früheren Bischofs Vitus Huonder. Dieser gilt als Vertreter des konservativen Kirchenflügels und hatte während seiner Amtszeit in der Diözese und darüber hinaus mit Äußerungen zu Sexuallehre, Kirchenverfassung oder Lebensschutz polarisiert. Gracia verteidigte Huonder stets gegen Kritik. Nach Huonders Emeritierung arbeitete Gracia unter dem Apostolischen Administrator Bürcher weiterhin als Sprecher der Diözese. In der Affäre um die Entlassung des Urschweizer Generalvikars Martin Kopp warf dieser Gracia vor, an einer Intrige gegen ihn beteiligt gewesen zu sein. Kopp sagte damals, Gracia dulde es nicht, "wenn jemand seine Deutungshoheit in Gefahr bringt".

Mit dem langjährigen Bischofsvikar Joseph Maria Bonnemain erhält das Bistum Chur demnächst einen neuen Oberhirten. Papst Franziskus hatte ihn Mitte Februar ernannt, der Weihegottesdienst findet am 19. März statt. Eigentlich hätte das aus 22 Priestern des Bistums bestehende Domkapitel im vergangenen November einen neuen Bischof wählen sollen. Allerdings hielt es damals keinen der drei vom Papst Vorgeschlagenen für wählbar, auch nicht Bonnemain, der auf der Wahlliste gestanden hatte. Das Bistum Chur gilt seit Jahrzehnten als gespalten. Beobachter sehen Bonnemains Aufgabe darin, die Gräben zwischen Konservativen und Liberalen in der Diözese zu überwinden. (mal)