Bistum Münster: Konflikt um Pfarrer-Versetzung spitzt sich zu
Der Konflikt um die Versetzung eines Pfarrers in der Münsteraner Pfarrei St. Liudger hat sich weiter zugespitzt. Wie das Bistum Münster am Dienstag mitteilte, hat Bischof Felix Genn dem Wunsch des eingesetzten Pfarrverwalters stattgegeben, ihn von dieser Aufgabe zu entbinden. Die Entpflichtung erfolgt demnach zum 15. März. Generalvikar Klaus Winterkamp werde kurzfristig auf die Verantwortlichen der Pfarrei St. Liudger zugehen, um weitere Schritte zu besprechen, heißt es.
Laut Bistum hat der Pfarrverwalter die Gremien der Pfarrei vorab über diesen Schritt informiert. In einem Schreiben an die Pfarrei betont der Geistliche, der seit Anfang Januar im Amt war, dass er die Aufgabe in der Hoffnung übernommen habe, "deeskalierend wirken und konstruktive Schritte in eine gemeinsame Zukunft begleiten zu können." Nach zahlreichen persönlichen Gesprächen und Gremiensitzungen sei er nun aber zu der Überzeugung gekommen, dass es ihm angesichts einer sich zuspitzenden Konfliktsituation nicht möglich sei, nebenberuflich diese Aufgabe auszuüben. Mit Rücksicht auf seine Gesundheit und auf seine Hauptaufgabe als Pfarrer einer anderen Münsteraner Pfarrei habe er daher um die Entpflichtung gebeten.
Protest gegen Entscheidung
In der zu St. Liudger gehörenden Gemeinde St. Stephanus war Ende vergangenen Jahres ein Streit zwischen Gemeinde und Bistum Münster wegen der Versetzung eines langjährigen Pfarrers entbrannt. Mehrere Gemeindemitglieder protestierten gegen die Entscheidung, dass der Geistliche die Pfarrei im Sommer verlassen soll. Versuche des Bistums, die Situation zu entschärfen, waren nicht erfolgreich. So wandte sich Bischof Genn etwa mit einem Brief an die Pfarrei, in dem er betonte, der Geistliche werde nicht, "wie einige Stimmen mutmaßen, 'in die Wüste geschickt'". Man habe ihm in den vergangenen Jahren immer wieder "unterschiedlichste Optionen für eine Veränderung aufgezeigt". Diese seien bislang jedoch "nie zum Tragen gekommen". Befürchtungen, wonach die als konservativ geltende "Gemeinschaft Emmanuel", der mehrere in der Pfarrei tätige Geistliche angehören, hinter der Personalentscheidung der Diözese stehe, wies Genn zurück. Bei der Verlesung des Briefs in den Gottesdiensten der Pfarrei kam es Medienberichten zufolge teilweise zu tumultartigen Szenen.
Den weiteren Angaben des Bistums zufolge hat der betroffene Pfarrer Bischof Genn zuletzt in einer Predigt für die Versetzung kritisiert und dabei auf die Fürsorgepflicht ihm gegenüber Bezug genommen. Zudem habe eine Gruppe aus der Gemeinde St. Stephanus in einem Offenen Brief von Intrigen und einer angeblich bewussten Einschränkung der Vielfalt in der Pfarrei als Gründe für die Versetzung gesprochen sowie die beiden Vertreterinnen der Gemeinde im Rat der Pfarrei St. Liudger zum Rücktritt aufgefordert. Beide hätten daraufhin ihr Amt niedergelegt.
Generalvikar Klaus Winterkamp sagte, er bedauere die Zuspitzung des Konflikts sehr. Unverständnis über und Protest gegen eine Entscheidung seien das eine. "Wenn aber derart massiver Druck auf Menschen ausgeübt wird, die anderer Auffassung sind und wenn mit Unterstellungen und unhaltbaren Vorwürfen argumentiert wird, dann werden Grenzen überschritten", so Winterkamp. Insbesondere die persönlichen Angriffe auf ehrenamtlich in der Pfarrei engagierte Gremienmitglieder seien völlig inakzeptabel. Trotz der schwierigen Situation werde bei den anstehenden Gesprächen "wie schon in der Vergangenheit" die Vielfalt der Gemeinden geachtet. (mal)