Geistlicher hatte eine 12-jährige Ministrantin mehrmals sexuell missbraucht

Gläubige setzen sich für wegen Missbrauch verurteilten Priester ein

Veröffentlicht am 12.03.2021 um 12:05 Uhr – Lesedauer: 

Bad Bocklet ‐ Ein Priester ist rechtskräftig wegen des sexuellen Missbrauchs an einem damals 12-jährigen Mädchen verurteilt worden. Mitglieder seiner Pfarrei wollen ihn dennoch zurück – sein Fall könne nicht mit anderen Missbrauchstätern verglichen werden.

  • Teilen:

Mitglieder der Pfarreiengemeinschaft "Heiliges Kreuz Bad Bocklet" in Unterfranken sammeln Unterschriften für einen wegen sexuellen Missbrauch einer Minderjährigen verurteilten Priester. Durch die Aktion wollen sie auf den Würzburger Bischof Franz Jung einwirken, damit sich dieser im kirchlichen Verfahren für den Mann einsetzt, berichtet der BR am Donnerstag. Der 43-jährige hatte vor mehr als zehn Jahren eine damals 12-Jährige mehrmals sexuell missbraucht.

Laut dem Bericht laufen gerade zwei Unterschriftenaktionen. Eine stammt von Ulla Dempsey aus Steinach, die den Priester für unschuldig hält und das rechtskräftig gegen ihn ergangene Urteil als Fehlurteil bezeichnet. Der Priester habe ihr gesagt, dass er mit dem Mädchen erst nach dessen Volljährigkeit eine intime Beziehung begonnen habe. Den 43-Jährigen nennt sie einen "äußerst lieben, netten und hilfreichen Menschen". Dempsey will die Rückkehr des Geistlichen nach Bad Bocklet erreichen.

Eine weitere Initiative geht vom Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Bernd-Theo Hansen aus. Er respektiere das Urteil des Gerichts und wolle auch nicht die Rückkehr des Priesters in die Pfarrei, sagt er gegenüber dem Sender. Dennoch könne man den Verurteilten nicht mit den Vergehen anderer Missbrauchstäter vergleichen. Er solle sich wieder kirchlich engagieren dürfen, etwa in der Caritas oder Notfallseelsorge. Beide Initiativen berichten bisher von regem Zuspruch zu ihren Unterschriftenlisten und erwarten mehrere hundert Teilnehmer.

Missbrauch in zwei Fällen

Der 43-Jährige war im August 2020 vom Amtsgericht Bad Kissingen wegen sexuellen Kindesmissbrauchs in zwei Fällen zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und vier Monaten sowie einer Geldstrafe von 1.200 Euro verurteilt worden. Sowohl der Priester wie auch die Staatsanwaltschaft nahmen Berufungen gegen das Urteil zurück. Das Opfer hatte im Prozess angegeben, dass die Taten einvernehmlich geschehen seien, der Geistliche hatte davon gesprochen, von der Ministrantin bedrängt worden zu sein.

Dem Priester ist die Ausübung seines Dienstes durch das Bistum bis heute untersagt. Ein Bistumssprecher gab an, dass das Urteil des Gerichts und das Leid der Betroffenen vor Ort akzeptiert und Fakten anerkannt werden sollten. Momentan läuft ein kirchliches Verfahren, in dem weitere Maßnahmen geklärt werden sollen. Das Bistum Würzburg hatte den Fall öffentlich gemacht, Bischof Jung sprach sein Bedauern aus. (cph)