Standpunkt

Bei synodalen Wegen bleibt es nicht – es braucht ein Konzil

Veröffentlicht am 15.03.2021 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Die Antwort der Kirche auf Streitfragen sind seit jeher große Versammlungen. Daher gebe es den Synodalen Weg, kommentiert Stefan Orth. Viele der Themen beträfen nicht nur die Kirche in Deutschland – weshalb man sie auf einem Konzil verhandeln sollte.

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Er ist kein Unbekannter. Der US-amerikanische Publizist George Weigel, der jetzt vor dem Synodalen Weg in Deutschland gewarnt hat, gehört seit dem Pontifikat von Johannes Paul II. zu den profiliertesten Konservativen in der katholischen Kirche weltweit. Er wirft der Deutschen Bischofskonferenz im "Boston Pilot" Apostasie, also Glaubensabfall, vor. Der Papst und die Bischöfe der Weltkirche sollten Bischof Georg Bätzing als DBK-Vorsitzenden auf die "echte" Wahrheit verpflichten, schreibt Weigel. In seinem Statement erinnert er an die Alte Kirche. Man solle daran Maß nehmen, wie in der Zeit der Kirchenväter Athanasius, Ambrosius und Augustinus Bischöfe die "correctio fraterna" geübt haben.

Nun ist immer problematisch, wenn man im Streit um die Wahrheit auf "die" Wahrheit als Ziel verweist, die nun einmal zufälligerweise die eigene ist. Weigel verkennt zudem, dass im Synodalen Weg keinesfalls typisch deutsche Themen verhandelt werden. Der DBK-Vorsitzende wird mit großer Gelassenheit bestätigen können, dass das Interesse am Synodalen Weg gerade deshalb international groß ist. Viele Bischöfe anderer Ortskirchen erwarten Impulse für die Weltkirche und sind deshalb sehr auf die Ergebnisse gespannt. Es geht um nicht mehr und nicht weniger als die besten Argumente.

Gerade mit Blick auf die ebenfalls heftigen theologischen Streitigkeiten in den ersten Jahrhunderten des Christentums ist daran zu erinnern, dass die Antworten darauf vom Apostelkonzil über die Synoden bis zu den Ökumenischen Konzilen Versammlungen waren, auf denen über die Fragen diskutiert – und dann entschieden worden ist. Gerade deshalb ja auch ein Synodaler Weg.

Dabei aber wird es aller Voraussicht nach nicht bleiben. Offenkundig wird es das Beste sein, wenn alle Fragen des Synodalen Wegs, die auf der Ebene der Weltkirche besprochen werden müssen, auf einem Dritten Vatikanischen Konzil verhandelt werden. Nicht zwingend muss dort auch alles für die Weltkirche einheitlich geregelt werden. Aber von der Alten Kirche lernen heißt auch: Wer die Rechtgläubigen sind, weiß man immer erst nach einem Konzil. Echt wahr.

Von Stefan Orth

Der Autor

Dr. Stefan Orth ist stellvertretender Chefredakteur der Herder Korrespondenz.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.