Nach vatikanischem "Nein" zu Segnungen

Kurienkardinal versichert: Kirche weiter offen für Homosexuelle

Veröffentlicht am 18.03.2021 um 15:26 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt/Rom ‐ Das "Nein" zur Segnung homosexueller Paare sorgt weiter für Diskussionen: Kurienkardinal Kevin Farrell betonte jetzt, die Kirche bleibe weiter offen für Menschen jeder sexuellen Orientierung. Ein anderer Kardinal verteidigte das Vatikanpapier.

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Nach dem vatikanischen "Nein" zur Segnung homosexueller Paare hat Kurienkardinal Kevin Farrell betont, die katholische Kirche bleibe auf jeden Fall weiter offen für Menschen jeder sexuellen Orientierung. In der Kirche weltweit gebe es "Programme, Organisationen und Bewegungen", die seit Jahren mit homosexuellen Paaren arbeiteten und "dies auch weiterhin tun werden", so der Kardinal am Donnerstag im Vatikan bei der Vorstellung eines Aktionsjahres zu Ehe und Familie.

In jeder Kirchengemeinde weltweit gebe es Menschen in unterschiedlichsten Lebenslagen und -formen. Nicht alle könnten am sakramentalen Leben der Kirche teilnehmen, so Farrell. Das bedeute aber nicht, dass Gemeindemitglieder und Kirche sie nicht begleiteten. Mit dem an diesem Freitag beginnenden "Amoris-laetitia-Jahr" will die Kirche Impulse aus dem gleichnamigen Papstschreiben von 2016 aufnehmen und in die Praxis umsetzen.

In seiner Antwort auf eine entsprechende Nachfrage erläuterte Farrell, Leiter der Vatikanbehörde für Ehe, Familie und Leben, noch einmal, wie wichtig das Ehesakrament für die Kirche sei. Es unterscheide sich wesentlich von zivilrechtlichen Partnerschaften oder anderen Formen. Da Segnungen - im Fall eines Paares - in Beziehung stünden zum Sakrament der Ehe, dürfe es keine Missverständnisse geben.

Kardinal Semeraro verteidigt "Nein"

Zuvor hatte bereits Kurienkardinal Marcello Semeraro den Vorwurf einer Diskriminierung durch das vatikanische Segnungsverbot für gleichgeschlechtliche Paare zurückgewiesen. Das gleiche Verbot gelte auch für heterosexuelle Lebensgemeinschaften außerhalb der Ehe, sagte der Dogmatiker und Präfekt der Heiligsprechungskongregation der italienischen Zeitung "Corriere della Sera". Anders als die staatliche Gesetzgebung sei die Kirche "dem Willen Gottes unterworfen".

Semeraro verglich das Thema homosexueller Verbindungen mit der Debatte um die Zulassung von Frauen zum Priesteramt. Es sei "keine Frage des Willens". Die katholische Kirche sei "an die Heilige Schrift gebunden, an das Wort Gottes". Ob eine Person sündig sei, lasse sich nicht von ihrer Lebensgemeinschaft ableiten; man dürfe "über die innere Situation nicht urteilen", betonte Semeraro. Dessen ungeachtet könne die Kirche "keine Verbindung anerkennen, die von der Heiligen Schrift nicht vorgesehen ist", sagte der Kardinal.

Die Glaubenskongregation hatte am Montag erklärt, dass die katholische Kirche keine Vollmacht habe, homosexuelle Partnerschaften zu segnen. Zwar sei bei solchen Initiativen "der aufrichtige Willen" zu erkennen, "homosexuelle Personen anzunehmen, sie zu begleiten und ihnen Wege des Glaubenswachstums anzubieten", heißt es in dem Papier. Da aber die Verbindungen von homosexuellen Paaren nicht dem göttlichen Willen entsprächen, könnten sie nicht gesegnet werden. Das sei auch die Position von Papst Franziskus. Mehrere deutsche Bischöfe, katholische Verbände und Theologen kritisierten die Entscheidung, andere begrüßten sie. An einer Unterschriftenaktion für die Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften haben sich bereits mehr als 1.000 Menschen beteiligt, ein Großteil davon Priester und andere Seelsorger. (tmg/KNA)