Nach Vorstellung des Kölner Missbrauchsgutachtens

Kardinal-Meisner-Platz in Thüringen: Bürgermeister für Umbenennung

Veröffentlicht am 22.03.2021 um 16:41 Uhr – Lesedauer: 

Leinefeld-Worbis ‐ Wird der bundesweit einzige Kardinal-Meisner-Platz nach der Veröffentlichung des Kölner Missbrauchsgutachtens umbenannt? Der Bürgermeister von Hundeshagen in Thüringen ist dafür. Er sei erschüttert über die Pflichtverletzungen des Kardinals.

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Angesichts der Ergebnisse des in der vergangenen Woche vorgestellten Kölner Missbrauchsgutachtens will sich der Ortsteilbürgermeister von Hundeshagen in Thüringen, Thomas Müller, für eine Umbenennung des Kardinal-Meisner-Platzes in der 1.200-Einwohner-Gemeinde einsetzen. "Wenn es nach mir ginge, würden wir den Platz umbenennen", sagte Müller am Montag auf Anfrage von katholisch.de. Die zahlreichen Pflichtverletzungen, die Kardinal Joachim Meisner im Umgang mit Missbrauchsfällen in dem Gutachten nachgewiesen würden, hätten ihn persönlich sehr erschüttert, so der Katholik.

Müller erklärte, dass er das Thema "auf jeden Fall" in die nächste Sitzung des Hundeshagener Ortsrats am 4. Mai einbringen werde. Voraussetzung für eine Änderung des Platznamens sei ein Beschluss des Gremiums, der danach noch vom Stadtrat in Leinefelde-Worbis bestätigt werden müsse. Hundeshagen ist ein Ortsteil von Leinefelde-Worbis im thüringischen Eichsfeld und liegt nur wenige Kilometer von der Wallfahrtskapelle Etzelsbach entfernt, bei der Papst Benedikt XVI. (2005-2013) im Rahmen seines Deutschlandbesuchs im September 2011 mit rund 90.000 Pilgern eine Marianische Vesper gefeiert hatte.

Diskussion auch um Kölner Kardinal-Höffner-Platz

Der Kardinal-Meisner-Platz in Hundeshagen ist bundesweit der einzige Platz, der bislang nach dem 2017 verstorbenen langjährigen Kölner Erzbischof benannt ist. Meisner selbst hatte 2014 an der feierlichen Benennung des Platzes teilgenommen. Der Kardinal, der nach der Vertreibung seiner Familie aus Schlesien im Eichsfeld aufwuchs, war Hundeshagen Zeit seines Lebens eng verbunden. Einwohner der Gemeinde finanzierten sein Theologiestudium mit.

Das am vergangenen Donnerstag vorgestellte Gutachten über den Umgang mit Missbrauchsfällen im Erzbistum Köln hatte 75 Pflichtverletzungen von acht lebenden und verstorbenen Verantwortlichen zwischen 1975 und 2018 aufgedeckt. Die meisten Pflichtverletzungen – 24 und damit rund ein Drittel aller Fälle – wurden Kardinal Meisner nachgewiesen, sein Vorgänger Kardinal Joseph Höffner soll acht entsprechende Vergehen begangenen haben. In Köln ist als Folge des Gutachtens eine Diskussion über den Kardinal-Höffner-Platz vor dem Kölner Dom entbrannt. "Der Platz sollte angesichts der neuen Erkenntnisse zu Kardinal Joseph Höffner definitiv umgewidmet werden", sagte die langjährige Kölner Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes (SPD) am Wochenende. (stz)