Künstler, Kinder und Kirche haben Skulpturen gemeinsam erarbeitet

Zu Ehren Kardinal von Galens: "Mut-Weg" soll Kinder stärken

Veröffentlicht am 25.03.2021 um 13:49 Uhr – Lesedauer: 

Dinklage ‐ Wegen seines Widerstands in der NS-Zeit wurde der Münsteraner Bischof Clemens August Graf von Galen zum Kardinal erhoben. Zum 75. Todestag des "Löwen von Münster" ist in seiner Heimat ein "Mut-Weg" eingeweiht worden, der erstaunlich aktuell ist.

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Er ist wohl die bekannteste Person des kirchlichen Widerstands gegen den Nationalsozialismus: Kardinal Clemens August Graf von Galen. Den Beinamen "Löwe von Münster" erhielt der Oberhirte, weil er sich als einer von wenigen Kirchenmännern seiner Zeit mutig gegen das Euthanasie-Programm des NS-Staats stellte. Obwohl der Aristokrat von Galen nach der Machtergreifung 1933 zunächst nicht als entschiedener Gegner Hitlers galt, ergriff er wenige Jahre später in seinen berühmten Predigten entschlossen Partei für kranke und behinderte Menschen.

"Mut-Weg" als Erfahrung für Kinder

Um erfahren zu können, was es heißt, mutig zu leben und für seine Überzeugungen einzustehen, gibt es in der Heimat von Galens nun einen "Mut-Weg". Er richtet sich besonders an Kinder und besteht aus acht Stelen, die unter anderem von den Benediktinerinnen des Klosters St. Scholastika auf Burg Dinklage im Bistum Münster ins Leben gerufen wurden. Die Schwestern haben eine spezielle Verbindung zu von Galen, denn die Wasserburg in Dinklage, die heute das Kloster beherbergt, gehörte einst der Adelsfamilie. Der spätere "Löwe von Münster" wurde 1878 dort geboren.

Seit Sonntag können die Stelen des "Mut-Wegs" auf dem historischen Prozessionsweg in Dinklage besichtigt werden. Anlass für die Aktion war der 75. Todestag von Galens. Alfred Bullermann, Schmied und Designer aus der Region, schuf die acht Stationen. Inspiration dafür gaben in großem Maße die Kinder der örtlichen Kardinal-von-Galen-Grundschule und der Förderschule im Kardinal-von-Galen-Haus. Sie hatten sich bereits vor einigen Jahren Gedanken zum Thema "Mut woher – Mut wozu" gemacht.

Mut-Weg zu Ehren von Galens
Bild: ©Gerald Lampe

Die Stelen des "Mut-Wegs" zu Ehren von Kardinal von Galen in Dinklage.

Mit Namen wie "Mut im Kopf", "Balance" oder "Entfaltung" symbolisieren die verschiedenen Stelen den Mut des späteren Kardinals, sich trotz der bestehenden Gefahr für sein Leben öffentlich gegen die systematische Tötung von Behinderten auszusprechen. Der Aufruf zu Mut und Zivilcourage sei angesichts der derzeitigen Situation besonders aktuell, meint Schwester Johanna Wiese aus dem Benediktinerinnenkloster Dinklage im Gespräch mit katholisch.de: "Gerade in der heutigen Zeit ist die Gefahr von Misstrauen groß, weil die Menschen Angst haben, sich mit dem Corona-Virus anzustecken", erklärt die Ordensfrau, die das Projekt intensiv betreut hat. "Dabei geht die Unbedarftheit im menschlichen Umgang ein Stück weit verloren." Deshalb sei es wichtig, offen zu bleiben für die Bedürfnisse anderer und Mut zu zeigen, so Schwester Johanna.

QR-Codes bieten weitere Informationen

In einem Film über das Projekt, den die Benediktinerinnen in Auftrag gegeben hatten, zeigt sich Schwester Johanna beeindruckt von der Kreativität der Schüler. Einige Schülerinnen der Förderschule hatten Puzzleteile aus Styropor ausgeschnitten, sie ineinander verschränkt und dazu erklärt: "Man ist mutiger, wenn man zusammenhält. Und auch gemeinsam ist man mutiger." Die Benediktinerin meint dazu: "Plötzlich hatte es eine andere Dimension. Es hatte etwas mit heute zu tun."

Die Stelen kämen sehr gut bei Jung und Alt in Dinklage an, sagt Schwester Johanna. Ein Grund dafür könnte sein, dass die verschiedenen Stationen nicht nur Mut machen, sondern auch informieren wollen: Sie sind mit QR-Codes versehen, die auf Internetseiten zu weiteren Informationen über die Skulpturen und Kardinal von Galen führen.

Von Teresa Walter