Mindestens 14 Verletzte bei Bombenanschlag auf Kirche in Indonesien
Bei einer Explosion vor der katholischen Kathedrale Sacred Heart of Jesus in der Stadt Makassar auf der indonesischen Insel Sulawesi sind am Sonntag mindestens 14 Gottesdienstbesucher verletzt worden. Laut Polizeiangaben sprengte sich ein Selbstmordattentäter am Ende der Palmsonntagsmesse in die Luft. Ein oder zwei Angreifer auf einem Motorrad hätten versucht, in die Kirche einzudringen, seien jedoch von Sicherheitskräften daran gehindert worden. Die Explosion erfolgte am Seiteneingang. Aufnahmen von Überwachungskameras zeigten Feuer, Rauch und Trümmer rund um die Kirche. Bislang unidentifizierte Leichenteile stammten vermutlich von dem Selbstmordattentäter, hieß es.
Bei den Opfern handelt es sich laut Polizeiangaben um Sicherheitspersonal der Kirche, Gottesdienstbesucher und neun Passanten. Die Verletzten würden im Krankenhaus behandelt.
Missio: Anschlag kommt nicht überraschend
In der Vergangenheit verübten militante Islamisten mehrfach Anschläge auf Kirchen in Indonesien, dem größten muslimisch geprägten Land der Welt. Bislang habe noch niemand die Tat für sich reklamiert, hieß es.
"Für die katholische Kirche und die Christinnen und Christen in Indonesien kommt dieser Anschlag nicht überraschend. Denn der Einfluss radikaler islamistischer Gruppen, die durch Aufenthalte in Saudi-Arabien ideologisiert worden sind, oder an Kämpfen des sogenannten Islamischen Staates in Syrien und dem Irak teilgenommen hatten, steigt seit Jahren", sagte Johannes Seibel, Sprecher des Missionswerks missio Aachen am Sonntag. Gleichzeitig sei die Solidarität der Mehrzahl der Muslime mit der christlichen Minderheit im Alltag und auf lokaler Ebene "immer noch spürbar ausgeprägt", so Seibel. "Deshalb hoffen wir, dass der aktuelle Anschlag in Makkasar nicht sein Ziel erreicht, einen Keil zwischen die muslimische Mehrheitsgesellschaft und die religiösen Minderheiten zu treiben. Er darf die in Indonesien traditionell pflegte interreligiöse Toleranz nicht untergraben."
Der Vorsitzende des Rates der Kirchen in Indonesien, Gomar Gultom, sagte, der Angriff auf Menschen, die den Palmsonntag feiern, sei "grausam". Er forderte die Menschen auf, ruhig zu bleiben und den Behörden zu vertrauen. Der indonesische Minister für religiöse Angelegenheiten, Yaqut Cholil Qoumas, verurteilte den Angriff auf das Schärfste und forderte die Polizei auf, die Sicherheitsmaßnahmen für Gebetshäuser zu erhöhen. "Was auch immer das Motiv ist, dieser Angriff kann von keiner Religion gerechtfertigt werden, weil er anderen Menschen nur Schaden zufügt", zitierte die Zeitung "Jakarta Globe" den Minister.
Papst Franzikus rief am Ende des Palmsonntagsgottesdienstes im Petersdom zum Gebet für die Opfer des Anschlags auf. "Lassen Sie uns für alle Opfer von Gewalt beten, besonders für die Opfer des Anschlags vor der Kathedrale von Makassar in Indonesien heute Morgen", sagte das Kirchenoberhaupt.
Immer wieder Angriffe auf Kirchen
Immer wieder kommt es im mehrheitlich muslimischen Indonesien zu Attentaten auf Kirchen und Treffpunkte anderer religiöser Minderheiten. 2018 wurden Dutzende Menschen bei islamistischen Bombenanschlägen auf Kirchen und eine Polizeiwache in der Hafenstadt Surabaya getötet. Den schlimmsten Terroranschlag erlebte Indonesien 2002 auf Bali, als 202 Menschen – hauptsächlich Ausländer – bei einem Attentat auf ein touristisches Zentrum getötet wurden. Als Urheber gilt die Terrororganisation Jemaah Islamiah (JI).
Etwa 88 Prozent der 270 Millionen Einwohner Indonesiens bekennen sich zum islamischen Glauben. Etwa zehn Prozent der Indonesier sind Christen. Seit Jahren erlebt das Inselreich eine Zunahme fundamentalistischer islamischer Strömungen. Zuletzt war verstärkt diskutiert worden, welche Gefahr von lokalen Gruppierungen mit Verbindungen zur arabischen Terrormiliz "Islamischer Staat" ausgehen könnte. (cbr/KNA/epd)
28.03.21, 12.35 Uhr: Ergänzt um Gebet des Papstes
28.03.21, 14.35 Uhr: Ergänzt um weitere Details, Korrektur der Opferzahl