Vom Stundengebet bis zur Kerzenweihe

Ideen für einen Hausgottesdienst zu Ostern

Veröffentlicht am 01.04.2021 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 6 MINUTEN

Bonn ‐ Auch 2021 wird Ostern Corona-bedingt ein Fest ohne große Präsenzgottesdienste sein. Jenseits aller TV-Übertragungen und der zahlreichen Livestreams kann man auch einen Hausgottesdienst auf die Beine stellen – benötigt wird dazu nicht viel. Ein Überblick über Vorschläge und Möglichkeiten.

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Die Infektionszahlen steigen wie die Forderungen nach harten oder lockeren Corona-Maßnahmen: Auch das Osterfest 2021 steht ganz im Zeichen der Pandemie. Auch wenn es im Gegensatz zum vergangenen Jahr Präsenzgottesdienste geben wird, ist das Glaubensleben vom Normalzustand noch weit entfernt. Zum höchsten christlichen Fest wird das eigene Heim also wieder ein wichtiger Gottesdienstort.

Benötigt wird nicht viel: Der Küchentisch reicht schon, mit einer Kerze, einem Tuch, einer Ikone oder einem anderen Heiligenbild (vielleicht sogar nur schnell aus dem Internet ausgedruckt) geschmückt, wird aus ihm ein Ort der Kontemplation. Wichtig ist, sich die richtige Zeit und die richtige Form für die Mitfeiernden auszusuchen: Empfohlen wird, sich an gewohnten Gottesdienstzeiten zu orientieren, um sich an ein eingeübtes Ritual zu halten. Je nach Tag in der Kar- und Osterzeit kann das sehr unterschiedlich sein, vom Nachmittag an Karfreitag zur Todeszeit Jesu (traditionell 15 Uhr) bis zur Osternacht.

Bei der Suche nach der richtigen Form gibt es verschiedene Möglichkeiten, die sich jedoch alle an den beiden Grundformen der christlichen Tradition orientieren: Da ist zum einen das Beten zu bestimmten Tageszeiten, vor allem am Morgen und am Abend. Dies ist die Form des Stundengebetes beziehungsweise der Tageszeitenliturgie, deren einzelne Gottesdienste vor allem aus Psalmen bestehen. Das Gotteslob (ab Nr. 668) bietet dafür Modelle, in seiner Gänze ist es aber auch online und als App abrufbar. Auch die täglichen Gebetszeiten der Monatsschrift Te Deum, die von der Benediktinerabtei Maria Laach und vom Verlag Katholisches Bibelwerk herausgegeben wird, sind im Internet zu finden.

Schrift und Meditation

Zudem ist eine Möglichkeit für das spirituelle Leben anhand der Bibel die "Lectio divina": Dabei wird die Lektüre von Bibeltexten in Gebete und spirituell-reflexive Fragen eingebettet, es entsteht also eine Meditation durch die Texte. Diese Gebetsform gibt es vor allem im Mönchtum schon seit Jahrhunderten – für zu Hause sind alle Materialien und Anleitungen dafür unkompliziert im Internet zu finden. Auch die Impulse der katholisch.de-Reihe "Ausgelegt" können herangezogen werden.

Eine weitere Form ist der Wortgottesdienst. Dessen Grundkonstrukt besteht daraus, nach einem sammelnden Gebet zunächst Gottes Wort in Form einer oder mehrerer Lesungen aus der Bibel zu hören. Anschließend wird über das Gehörte reflektiert, das liefert in einem Gemeindegottesdienst die Predigt, im häuslichen Rahmen kann das eine offene Frage oder eine Meditation sein. Als Antwort der Gläubigen auf das Wort Gottes formulieren sie Bitten oder Dankworte. Mit einem Vaterunser und einem Segen endet die Feier. Dieses Grundgerüst des Wortgottesdienstes kann auch Familien für eine Osterfeier zu Hause als Modell dienen. Von vielen Stellen gibt es dafür Vorschläge und Hilfen im Internet, den schnellsten Überblick gibt es hier.

Bild: ©katholisch.de/cph

Im Gotteslob gibt eine Anleitung für Wortgottesdienste.

Einen großen Fundus bietet das Netzwerk Gottesdienst. In diesem Gemeinschaftsprojekt der Liturgischen Institute aus Deutschland, Österreich und der Schweiz finden sich zahlreiche übersichtliche Entwürfe für Familien, Singles und Alleinlebende. Je nach Gottesdienstgemeinschaft muss nur das passende Dokument heruntergeladen werden – es gibt für jeden Kar- und Ostertag ein Paket. Weitere Vorschläge sind auf den Seiten des Bistums Essen zusammengetragen, aus Augsburg kommen Vorschläge für eine tägliche Andacht, die sich am Tagesevangelium orientiert. Zudem gibt es vom Deutschen Liturgischen Institut eine Liste mit passenden Liedern und Texten aus dem Gotteslob, mit denen auch eine eigene Feier zusammengestellt werden kann (hier gibt es das Gotteslob zum Hören).

Kreuz und Licht

Wichtig für das Osterfest ist auf der einen Seite die Erfahrung des Leidens und Sterbens Jesu an den Kartagen und die Symbolik rund um das Licht als Zeichen der Auferstehung Jesu ab der Osternacht. Das Deutsche Liturgische Institut hat einen Vorschlag für einen Kreuzweg für Familien mit Kindern veröffentlicht. Begangen werden kann dieser an Kreuzwegstationen in der Kirche vor Ort oder einem Kreuzweg im Freien. Wenn keine Kreuzwegstationen in der Nähe sind, können Interessierte aber auch einfach Bilder aus dem Internet ausdrucken und einen eigenen Kreuzweg improvisieren, wie zum Beispiel hier. Ein Gegenstück gibt es auch für die Zeit nach Ostern: Der "Lichtweg" beginnt in 14 Stationen mit den Frauen am leeren Grab und endet mit der Berufung des Paulus zum Apostel der Völker. Eine Abwechslung und/oder Ergänzung zum traditionellen Kreuzweg. Auch diese Materialien gibt es im Internet.

Bereits seit dem vergangenen Jahr gibt es zudem etwa den Vorschlag der Lichtkommunion. Das Konzept: An einem zentralen Ort, etwa in der Hauptkirche einer Pfarreiengemeinschaft oder in der Kathedrale, wird die Osterkerze entzündet und deren Licht von dort aus durch weitere Kerzen in der Region verbreitet. Das kann zum Beispiel dadurch geschehen, dass die Gläubigen Windlichter vor die Tür stellen, die dann entzündet werden. Es wäre auch möglich, die Osterkerze in der Kirche brennen und die Gläubigen sich ihr Licht selbst abholen zu lassen.

Doch der Zauber des Lichtes kann auch zu Hause fühlbar gemacht werden, etwa durch eine kleine Feier der Kerzensegnung. Dabei werden in einem Hausgottesdienst im Dunkeln nach und nach Kerzen entzündet. Das Bild des kleinen Lichtes, das die Dunkelheit durchbricht, lässt sich so leicht erleben: "Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben." (Joh 8,12)

Mensch und Form

Bei alledem ist entscheidend, die richtige Form für die richtigen Menschen zu finden. Viele haben noch nie einen Hausgottesdienst vorbereitet – geschweige denn durch ein solche Feier geführt. In einem solchen Fall direkt einen einstündigen Gottesdienst auf die Beine zu stellen, ist vielleicht nicht ideal. Dann würde sich eher eine kleinere, stillere Form anbieten, vielleicht nur mit einigen Gebete, dem Evangelium des Tages, dem Vaterunser und dem Ostersegen. Je nach Form und Bedürfnis können sich Interessierte verschieden lange und komplexe Gebete sowie Lieder aussuchen. Entscheidend ist, dass sich die Mitfeiernden in den Texten wiederfinden. Um das zu gewährleisten kann es sinnvoll sein, etwa Fürbitten selbst zu formulieren. In Corona-Zeiten sind die Einschränkungen und Gefühlslagen individuell sehr unterschiedlich, das kann auf diesem Weg ausgedrückt werden.

Was am Ende zählt, ist eine ehrliche, wahrhaftige Zeit der Einkehr, der Besinnung und des Gebetes. Im besten Fall entsteht ein Funken des Gefühls der Osternacht: dass durch die Betenden überall auf der Welt eine Gemeinschaft über Distanzen entsteht, die den Auferstandenen gemeinsam feiert.

Von Christoph Paul Hartmann