Papst Franziskus: Keine Glaubensverkündigung ohne Opferbereitschaft
Christen in vielen Teilen der Welt haben den zweiten Gründonnerstag in der Corona-Pandemie begangen. Erneut war der Tag, der an das Letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern erinnert, vielerorts von Einschränkungen geprägt. So fand die Chrisammesse mit Papst Franziskus im Petersdom in einem reduzierten Teilnehmerkreis statt. Zu der Messe sind normalerweise alle Geistlichen des Bistums Rom in die vatikanische Basilika eingeladen. Die dabei geweihten heiligen Öle werden im Laufe das Jahres bei verschiedenen Sakramenten und Weihehandlungen verwendet.
Franziskus mahnte Priester, dass Glaubensverkündigung ohne Opferbereitschaft nicht möglich sei. Die Frohe Botschaft sei "auf geheimnisvolle Weise mit Verfolgung und dem Kreuz verbunden". Der Papst rief alle Priester auf, es Jesus gleich zu tun und nicht vor Widerständen zurückzuweichen. Ebenso wenig dürfe man sich von Unverständnis und Missachtung entmutigen lassen.
Nicht vor Widerständen zurückweichen
Früher pflegte der Papst den Gründonnerstag in einer Sozial- oder Vollzugseinrichtung zu feiern. 2020 zelebrierte er wegen der Pandemie die Messe im Chorraum des Petersdoms und verzichtete auf die Fußwaschung. Diesmal war in Sankt Peter eine Feier unter Leitung des Dekans des Kardinalskollegiums, Giovanni Battista Re, geplant.
In der Jerusalemer Grabeskirche fand dagegen eine Abendmahlsmesse mit Fußwaschung und Chrisamweihe unter Beteiligung von Gläubigen statt. Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, äußerte Freude über die Rückkehr zu einer gewissen Normalität. Das Gedenken an das letzte Abendmahl sei eine gute Gelegenheit, sich fundamentale Elemente ins Gedächtnis zu rufen, die "uns als Volk Gottes, als Kirche Christi aufbauen". Am Nachmittag sollten eine Prozession zum Abendmahlssaal auf dem Berg Zion und eine nächtliche Gebetswache beim Garten Getsemani folgen.
Gründonnerstag als Stiftungsfest
Nach den Worten des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Limburgs Bischof Georg Bätzing, ist Gründonnerstag eine Art Stiftungsfest: "So oft wir von diesem Brot essen und aus dem Kelch trinken, verkünden wir den Tod des Herrn, bis er kommt. So wurde die Stiftung gegründet", sagte Bätzing im Limburger Dom. Wer eine Stiftung errichte, trenne sich für immer von seinem Vermögen. So verhalte es sich auch mit der Eucharistie, "der 'Stiftung für mehr Leben', die uns zugutekommt". Auch heute engagierten sich viele Menschen auf diese Art und Weise.
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx träumt nach eigenen Worten von einem gemeinsamen Osterfest aller Christen und Juden. "Wie sehr hoffe ich, dass wir in einer globalen Welt irgendwann doch einen gemeinsamen Ostertag haben werden", sagte der Erzbischof von München und Freising im Münchner Liebfrauendom. "Dann erst haben wir den gesamten Weg vor Augen, den Gott mit uns gemeinsam geht." Dass Ostern in diesem Jahr für Christen und Juden auf denselben Termin falle, sei "schön". Allerdings seien die Orthodoxen "leider nicht" dabei, sie feierten Ostern erst am 2. und 3. Mai. Am diesjährigen Ostersonntag, 4. April, endet das jüdische Pessach-Fest. Es erinnert an den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten.
Von einer schrumpfenden Kirche sprach Bischof Franz-Josef Overbeck im Essener Dom. "Mögen wir als Kirche auch noch so klein werden, der Wirkungsraum bleibt. Mögen auch noch so wenige Menschen sichtbar präsent sein, viele sind in der Kraft von Gottes gutem Geist mit uns verbunden." Am Abend rief er zu Mut und Demut auf: Gerade der Missbrauchsskandal zeige den Weg für die Kirche, "den wir nüchtern, aber eben bescheiden, menschennah und mutig gehen müssen". Umkehr sei dabei ein "wichtiges Zeichen".
Gefühl von Gemeinschaft
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, sagte dem "Weser-Kurier", der Gründonnerstag wecke das Gefühl von Gemeinschaft. Alles, was in der Passionswoche passiere, sei "nicht irgendwie abgehoben, sondern spricht direkt hinein in unser Leben, in unsere Gegenwart".
Am Gründonnerstag erinnert die Kirche in der Messe vom letzten Abendmahl an die Einsetzung des Altarssakraments, der Eucharistie. Wie die Heilige Schrift berichtet, hielt Jesus am Abend vor seiner Kreuzigung mit den zwölf Aposteln das rituelle Paschamahl; mit dem Paschafest gedenkt das jüdische Volk seiner Befreiung aus Ägypten und des Durchzugs durch das Rote Meer. Bei diesem Mahl brach und reichte Christus den Jüngern Brot, das er als seinen Leib bezeichnete. Ebenso gab er ihnen einen Kelch mit Wein, den er als sein Blut deutete. Der Auftrag lautete: "Tut dies zu meinem Gedächtnis" (vgl. 1 Kor 11,24f). Mit dieser Handlung stiftete Jesus das gemeinsame Mahl als Zeichen seiner bleibenden Gegenwart und eines neuen Bundes mit Gott. (cph/KNA)
02.04., 10:05: Ergänzt um Marx