Deutsche Bischöfe verschicken Ergebnisse der Umfrage nach Rom

Fragebogen zur Familie ausgewertet

Veröffentlicht am 28.01.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Umfrage

Würzburg/Bonn ‐ Die deutschen Ergebnisse der vom Vatikan initiierten Umfrage zu Familie und Sexualmoral sollen noch in dieser Woche an den Heiligen Stuhl weitergeleitet werden. Der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) habe die Resultate diskutiert, sagte ein Sprecher des Gremiums am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa in Würzburg. "Der Text wird am Freitag nach Rom geschickt." Zur Frage, ob die Ergebnisse veröffentlicht werden, machte er keine Angaben - zunächst müssten sie weitergegeben werden.

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Bereits am Sonntag hatte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, seine Freude über das große Interesse am Fragebogen bekundet. Rund 1.000 Seiten mit Stellungnahmen seien aus Bistümern und Verbänden bei der Bischofskonferenz eingegangen. Sie seien über die Jahreswende von mehreren Fachleuten ausgewertet worden.

Das in der Kürze der Zeit entfaltete Engagement sowohl der einzelnen beteiligten Personen als auch der mit der Sichtung und Systematisierung befassten Institutionen sei beachtlich, sagte Zollitsch. Dies zeige einerseits die grundlegende Lebensrelevanz des Themas und andererseits großes Interesse daran, die eigenen Vorstellungen in die Vorbereitung der Synode einzubringen. Der DBK-Vorsitzende betonte, er sei auf die Ergebnisse anderer Bischofskonferenzen gespannt.

Nur wenige Diözesen haben die Ergebnisse der Umfrage veröffentlicht

In Deutschland haben aber bislang nur einige Diözesen und Verbände die Einzelergebnisse der Umfrage veröffentlicht. Dabei wurde deutlich, dass die Kluft zwischen Lehramt und persönlicher Meinung der Katholiken groß ist. "Insgesamt wird die Lehre der Kirche als welt- und beziehungsfremd angesehen", hieß es bei der Vorstellung der Ergebnisse des Erzbistums Köln im Dezember 2013. Und: Viele praktizierende Katholiken könnten die Ablehnung künstlicher Mittel zur Empfängnisverhütung und homosexueller Partnerschaften sowie den Ausschluss wiederverheiratet Geschiedener von der Kommunion nicht nachvollziehen.

Bild: ©dpa/Marcus Brandt

Erzbischof Robert Zollitsch sucht Akten in seiner Tasche. Hinter ihm ist das Logo der Deutschen Bischofskonferenz, deren Vorsitzender er seit 2008 ist.

Nichts anderes teilten andere Bistümer wie Passau und Essen nach der Auswertung der von ihnen verschickten Fragebögen mit. "Die Kirche verkündet einen barmherzigen Gott, warum kann sie nicht barmherzig sein gegenüber Gescheiterten?", so die Rückmeldung aus Passau. Für viele Katholiken im Ruhrbistum entspreche die kirchliche Lehre nicht der Lebenswirklichkeit, teilte das Bistum Essen mit.

Kluft zwischen Anspruch und Realität

Gerade bei jungen Katholiken wird die Kluft zwischen Anspruch und Realität deutlich. So habe die Umfrage des Bundes der Deutschen Katholiken (BDKJ) ergeben, "dass die Jugendlichen und jungen Erwachsenen die kirchliche Meinung zu Ehe und Familie zwar kennen, die große Mehrheit diese aber kritisch sieht und deshalb nicht befolgt". Der BDKJ hatte eine jugendgerecht formulierte Version der Umfrage online gestellt, an der sich nach eigener Angabe knapp 10.000 Menschen beteiligt haben.

Zur Vorbereitung einer Sondersynode über Familienfragen hatte der Vatikan im vergangenen November einen umfangreichen Fragebogen an alle Bischofskonferenzen weltweit geschickt, um einen Überblick über die Ansichten der Gläubigen in den jeweiligen Ländern zu erhalten. Die deutschen Bistümer waren gebeten worden, bis Mitte Dezember ihre Antworten an die Bischofskonferenz zu schicken.

Bei der Umfrage geht es neben Themen wie der kirchlichen Sexualmoral auch um den Umgang mit gleichgeschlechtlichen Paaren und wiederverheirateten Geschiedenen. Die Sondersynode findet vom 5. bis 19. Oktober dieses Jahres im Vatikan statt. (bod/dpa/KNA)