Nach Enthüllungen in Kölner Missbrauchsgutachten

Karnevalsgesellschaft erkennt Kardinal Meisner posthum Orden ab

Veröffentlicht am 15.04.2021 um 11:14 Uhr – Lesedauer: 

Köln/Waldbröl ‐ Nach den Enthüllungen im Kölner Missbrauchsgutachten hat die Waldbröler Karnevalsgesellschaft dem verstorbenen Kardinal Joachim Meisner einen 1992 verliehenen Orden posthum aberkannt. In seiner Begründung wählte der Verein deutliche Worte.

  • Teilen:

Der Vorstand der Waldbröler Karnevals-Gesellschaft 1946 e. V. (WKG) hat dem verstorbenen Kardinal Joachim Meisner (1933-2017) posthum den 1992 verliehenen "Orden gegen den engen Horizont" aberkannt. Zusätzlich werde der ehemalige Kölner Erzbischof als Ordensträger aus den Annalen der WKG gelöscht, teilte der Verein am Donnerstag auf Anfrage von katholisch.de mit. Zur Begründung führte die Karnevalsgesellschaft die Mitte März durch das Missbrauchsgutachten des Erzbistums Köln bekanntgewordenen Pflichtverletzungen Meisners an.

Entscheidung aufgrund der "Vertuschungen und Verleumdungen" Meisners

Man habe die Entscheidung "aufgrund der aktuell bekannt gewordenen grausamen Taten vieler Kleriker und pastoraler Mitarbeiter innerhalb der katholischen Kirche sowie der wohl absichtlichen Vertuschungen und Verleumdungen des ehemaligen Kardinals Joachim Meisner getroffen", hieß es. Im Sinne aller Opfer und aller anderen Ordensträger wolle die WKG den "Orden gegen den engen Horizont" weiterhin als besondere Würdigung werten und sich von den Missbrauchsfällen und den Beschuldigten distanzieren. Zugleich betonte der Verein, dass er seine guten Beziehungen zur katholischen Kirche "in vollem Umfang" weiterführe.

Das am 18. März vorgestellte Gutachten über den Umgang mit Missbrauchsfällen im Erzbistum Köln hatte 75 Pflichtverletzungen von acht lebenden und verstorbenen Verantwortlichen zwischen 1975 und 2018 aufgedeckt. Die meisten Pflichtverletzungen – 24 und damit rund ein Drittel aller Fälle – wurden Kardinal Meisner nachgewiesen, sein Vorgänger Kardinal Joseph Höffner soll acht entsprechende Vergehen begangenen haben.

Auch Kardinal-Meisner-Platz in Thüringen könnte umbenannt werden

Nach der Veröffentlichung des Gutachtens war es zu einer Diskussion über das weitere Gedenken an die beiden Erzbischöfe gekommen. In Köln forderten einzelne Stimmen etwa eine Umbenennung des Kardinal-Höffner-Platzes vor dem Dom. "Der Platz sollte angesichts der neuen Erkenntnisse zu Kardinal Joseph Höffner definitiv umgewidmet werden", sagte die langjährige Kölner Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes (SPD).

Im thüringischen Hundeshagen wird zudem über eine Umbenennung des dortigen Kardinal-Meisner-Platzes debattiert. Gegenüber katholisch.de hatte sich Ortsbürgermeister Thomas Müller Ende März für eine Namensänderung ausgesprochen: "Wenn es nach mir ginge, würden wir den Platz umbenennen." Die zahlreichen Pflichtverletzungen, die Kardinal Meisner im Umgang mit Missbrauchsfällen in dem Kölner Gutachten nachgewiesen würden, hätten ihn persönlich sehr erschüttert, so der Katholik. Seinen Angaben zufolge soll das Thema "auf jeden Fall" in der nächsten Sitzung des Hundeshagener Ortsrats am 4. Mai besprochen werden. Voraussetzung für eine Änderung des Platznamens sei ein Beschluss des Gremiums, der danach noch vom Stadtrat in Leinefelde-Worbis bestätigt werden müsse. (stz)