Bätzing: Deutsche Kirche riecht für viele Offiziale in Rom evangelisch
Drei Wochen vor dem Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Limburgs Bischof Georg Bätzing, seinen Willen zu einer Annäherung an die evangelische Kirche bekräftigt. "Wir wollen Schritte zur Einheit weitergehen", sagte Bätzing am Donnerstagabend bei einer online übertragenen Gesprächsrunde in Frankfurt, an der auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, teilnahm.
Dies werde bei den evangelischen Abendmahlsfeiern, aber auch bei den katholischen Eucharistiefeiern, die am Kirchentags-Samstag (15. Mai) gefeiert würden, deutlich werden, so Bätzing weiter. Aus katholischer Sicht sage er: "Wer im Gewissen glaubt, was gefeiert wird in der anderen Konfession, der wird auch hinzutreten können und nicht abgewiesen." Das sei "eine Praxis, wie sie landauf, landab gepflegt wird" und eigentlich "nichts Neues". Neu sei vielleicht aber, dass darüber gesprochen werde. Er rechne hier jedoch "nicht mit einem Einspruch Roms" und betonte, dass er die für den ÖKT geplanten Schritte zur konfessionsübergreifenden Gastfreundschaft am Altar auch schriftlich nach Rom kommuniziert habe.
Zu den mehrfachen Interventionen aus dem Vatikan in den vergangenen Monaten sagte Bätzing am Donnerstag, es gebe Vorbehalte in Rom gegenüber der Kirche in Deutschland. "Die deutsche katholische Kirche riecht für viele der Offizialen in Rom evangelisch", sagte Bätzing. Dies sei wohl "nicht auf der obersten Ebene der Präfekten" der Fall, aber bei den Offizialen, die keine Erfahrung mit der Kirche in Deutschland hätten. "Da sträuben sich in Rom die Nackenhaare oder man kriegt Gänsehaut", sagte Bätzing weiter.
"Angst" vor dem Weg der Kirche in Deutschland
Es fehle die Kommunikation. Und es gebe in Rom "Angst" vor dem Weg der Kirche in Deutschland. Dahinter stehe das Erleben, wie schwierig es sei, in den verschiedenen Kulturen, in denen die katholische Kirche lebe, Einheit zu bewahren. "Man kann die Einheit aber auch dadurch gefährden, dass man sie mit Instrumenten hegt, die ungeeignet sind in einer Zeit und Welt, in der wir leben, mit kultureller Verschiedenheit", warnte Bätzing. Papst Franziskus sage immer wieder, dass "die Kirche nicht zentral gesteuert werden" könne und dezentral Entscheidungen getroffen werden müssten im Rahmen der katholischen Glaubenslehre und des Kirchenrechts. "Das ist der Weg, den wir versuchen", so Bätzing.
Diskussionen um eine Mahlgemeinschaft von Katholiken und Protestanten hatte das Votum des Ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen (ÖAK) "Gemeinsam am Tisch des Herrn" aus dem Jahr 2019 hervorgerufen. Darin sprachen sich führende Theologen beider Konfessionen, unter ihnen auch Bätzing, für die Möglichkeit der wechselseitigen Teilnahme an Eucharistie und Abendmahl aus. Der Vatikan hatte das Votum des Arbeitskreises abgelehnt.
Nach 2003 in Berlin und 2010 in München findet in diesem Jahr zum dritten Mal ein Ökumenischer Kirchentag statt. Ursprünglich hatte das Christentreffen vom 12. bis 16. Mai Zehntausende Menschen in Frankfurt zusammenbringen sollen zu Vorträgen, Diskussionsrunden, Workshops, Gottesdiensten und Konzerten. Wegen der Corona-Pandemie wurde das Programm deutlich verkleinert, die Angebote sind weitgehend digital. Statt der ursprünglich geplanten mehr als 2.000 Veranstaltungen wird es nun etwa 80 geben, beginnend an Christi Himmelfahrt bis zum darauffolgenden Sonntag. (tmg/KNA/epd)
23.4., 13:30 Uhr: Zitat von Bätzing in Absatz 2 korrigiert.