Ordensschwester Philippa Rath kritisiert Kirchen-Männer
Die Ordensschwester und Buchautorin Philippa Rath (65) hat die katholische Kirche als zu wenig wandlungsfähig kritisiert. "Dass Frauen allen Ernstes Priesterinnen werden wollen, können sich die männlichen Verantwortungsträger in meiner Kirche gar nicht vorstellen. Es kann halt nicht sein, was nicht sein darf", schreibt die katholische Theologin und Rüdesheimer Benediktinerin in einem Beitrag für das "Zeit"-Magazin (Donnerstag). Es gebe jedoch "sehr wohl viele Frauen, die sich zum Priesterinnen- und Diakoninnenamt berufen wissen und die daran leiden, ausgeschlossen und diskriminiert zu sein", betont Rath. Sie fügt hinzu: "Ausschluss ist eine Kränkung, die krank macht. Das habe ich immer wieder erlebt."
Raths im Februar erschienenes Buch "Weil Gott es so will" hatte in der katholischen Kirche und darüber hinaus Aufsehen erregt. Es enthält Lebenszeugnisse von 150 Frauen, die sich zur Priesterin oder Diakonin berufen fühlen, diese Berufung aber in der katholischen Kirche nicht leben können, weil Weiheämter Männern vorbehalten sind. In einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) hatte Rath gesagt, die katholische "klerikale Männerkirche" sei eine "amputierte" Kirche, weil sie mehr als die Hälfte aller Gläubigen, nämlich die Frauen, von den Weiheämtern ausschließe.
"Auch ich leide an meiner Kirche, obwohl ich sie liebe"
"Inzwischen begehren viele Frauen in meiner Kirche auf", betont Schwester Philippa im "Zeit"-Magazin weiter. "Aus dem Protest Einzelner wurde eine Massenbewegung." Gleichzeitig träten Menschen in Massen aus der Kirche aus, "auch immer mehr engagierte Katholikinnen", so die Theologin. "Die meisten von ihnen treten nicht aus, weil ihnen ihr Glaube abhandengekommen ist, sondern weil sie das Vertrauen verloren haben in die Wandlungsfähigkeit der Institution", bilanziert die seit mehr als 30 Jahren im Kloster lebende Nonne. Gerne würde sie Austrittswilligen dieses Vertrauen zurückgeben. "Doch die Wahrheit lautet: Auch ich leide an meiner Kirche, obwohl ich sie liebe. Und ich verstehe nur allzu oft gut, warum sie gehen."
In seinem Apostolischen Schreiben "Ordinatio Sacerdotalis" von 1994 hatte Papst Johannes Paul II. betont, dass die Weihe in der Kirche "von Anfang an ausschließlich Männern vorbehalten" gewesen sei und diese Lehre auch der göttlichen Verfassung der Kirche entspreche. Obwohl das Schreiben einschärft, dass "sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben", wird die Frage nach der Frauenweihe weiterhin weltweit kontrovers in der Theologie, in der Kirche und in der Gesellschaft diskutiert. Auch einzelne Bischöfe sprachen sich für eine offene Diskussion aus. (tmg/KNA)