Toni Faber über Weinkühlschränke und Essensspenden

Wiener Dompfarrer: "Supermärkte kenne ich nur vom Segnen"

Veröffentlicht am 03.05.2021 um 11:20 Uhr – Lesedauer: 

Wien ‐ Der Wiener Dompfarrer Toni Faber hat einer Zeitung Auskunft über seinen kulinarischen Alltag gegeben – was dem Priester als Alltag erscheint, wirkt aber für viele abgehoben. Braucht eine Pfarrköchin wirklich Nachhilfe vom Sternekoch?

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Der Wiener Dompfarrer Toni Faber berichtet über seine Essensgewohnheiten – das kommt nicht gut an. In der am Sonntag veröffentlichten Folge der Reihe "Mahl-Zeit" in der österreichischen Zeitung "Der Standard" verrät der Dompfarrer, dass sein Kühlschrank in der Regel nur mit Wein gefüllt ist. Selbst füllen könne er ihn aber nicht: "Supermärkte kenne ich nur vom Segnen, nicht vom Einkaufen. Ich wüsste nicht mal, wo ich dort Milch oder Butter finde." Darum nehme er zur Zeit Essensgeschenke gern an, da wegen der Corona-Pandemie viele Termine ausfielen, bei denen es etwas zu essen gebe. Hungern muss Faber aber nicht: "Gestern gab’s Bresaola, Trüffelkäse und eingelegte Oliven", gibt er zu Protokoll.

Fürs Kochen ist im Speisesaal neben der Pfarrkanzlei am Stephansplatz ohnehin keiner der im Haus lebenden Priester zuständig. Seit 17 Jahren sei dafür Silvia Zacharová zuständig, die das auch "super" mache – mittlerweile auch bei Fischgerichten. Die seien anfangs nicht ihre Stärke gewesen, erinnert sich der Dompfarrer. "Ich habe dann Haubenkoch Manfred Buchinger gebeten, sie unter seine Fittiche zu nehmen. Nach vier Tagen Crashkurs beherrschte sie schließlich auch die Fischzubereitung." Auch das Soziale komme nicht zu kurz: "Fünfmal im Jahr veranstalten wir ein Festmahl für Obdachlose und Einsame", erzählt der Dompfarrer: "Wir nennen es bewusst nicht Armenausspeisung, behandeln unsere Festgäste mit Würde."

"Klerikale Abgehobenheit als Lifestyle"

Das Protokoll in der Reihe, in der zuvor andere österreichische Prominente wie der Schriftsteller Franzobel, die Schauspielerin Erika Pluhar und die Moderatorin und "Dancing Stars"-Finalistin Silvia Schneider zu Wort kamen, stieß größtenteils auf Ablehnung. "Der Papst versucht Normalität im 21 Jh zu signalisieren und der Dampfgarer macht auf gutsbesitzer mit goldenem Herzen", lautet einer der über 1.100 Kommentare auf der Webseite der Zeitung. Auf Twitter kommentiert ein Leser: "Ich find's ja super wie der Wiener Dompfarrer mit einer so gekonnten Glosse die Themen Abgehobensein in lebenslanger kirchlicher Rundumbetreuung und Risikofaktoren für Alkoholismus für das Forum Priesterliche Lebensform des Synodalen Wegs aufarbeitet." Die Theologin Doris Reisinger sieht ebenfalls auf Twitter "klerikale Abgehobenheit als Lifestyle": "Der Wiener Dompfarrer merkt offenbar nicht einmal, wie er sich hier präsentiert."

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Anton "Toni" Faber ist seit 1997 Dompfarrer der Domkirche St. Stephan zu Wien. Seit 2000 ist der Domkapitular der Erzdiözese Wien. Der 1962 geborene Wiener wuchs in einfachen Verhältnissen mit drei Geschwistern im Gemeindebau auf. "Meine Mutter hatte nicht viel Geld", sagt er darüber im "Standard". Bereits 2014 hatte eine in einer Beilage des "Standard" veröffentlichte Homestory aus der Dachgeschosswohnung des Dompfarrers für Unmut und Aufsehen gesorgt. (fxn)