Gardekommandant Alois Estermann und Ehefrau wurden 1998 erschossen

Anwältin: Kardinal will helfen, Mord in Schweizergarde genau zu klären

Veröffentlicht am 05.05.2021 um 09:53 Uhr – Lesedauer: 
Anwältin: Kardinal will helfen, Mord in Schweizergarde genau zu klären
Bild: © KNA

Rom ‐ Der Doppelmord am Kommandanten der Schweizergarde und seiner Frau im Jahr 1998 bleibt bis heute mysteriös. Die Mutter des mutmaßlichen Täters möchte den Fall nun noch einmal aufrollen. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin will dabei helfen.

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Im Fall des Doppelmords bei der päpstlichen Schweizergarde vor 23 Jahren soll Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin das Vatikangericht um besondere Aufmerksamkeit für ein Anliegen der Mutter des mutmaßlichen Täters, Cedric Tornay, gebeten haben. Eine entsprechende Meldung bestätigte die Anwältin der Familie, Laura Sgro, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Dienstag auf Anfrage. Im Dezember 2019 bereits hatte Sgro beim vatikanischen Gericht Akteneinsicht beantragt, um den Fall neu aufzurollen.

Eine solche Einsicht könne aber vom Vorsitzenden Richter nur erbeten werden, erklärte Sgro. Die Entscheidung, ob Tornays Mutter tatsächlich Einsicht in die Akten, insbesondere den Autopsiebericht, erhalte, liege beim Strafverfolger. Auf eine solche Antwort warte man seit 16 Monaten, monierte Sgro.

Gardekommandant Alois Estermann (Foto) war am 4. Mai 1998 kurz nach seiner Ernennung gemeinsam mit seiner Ehefrau Gladys Meza Romero erschossen worden; als Täter gilt der damals 23 Jahre alte Vizekorporal Cedric Tornay, der sich den Ermittlungen zufolge anschließend selbst das Leben nahm. Zehn Jahre danach erinnerte die Garde mit einer Messe an die Tragödie. Der damalige Gardekaplan Alain de Raemy betete für Estermann, seine Frau sowie Tornay und sagte, er hoffe, dass alle drei Heilung und Läuterung im Licht Christi gefunden hätten.

Tornays Mutter lässt der Fall keine Ruhe

Laut einem Bericht der Zeitung "Il Messaggero" möchte Tornays Mutter vor allem ihre eigenen Erkenntnisse zum Tod ihres Sohnes mit den Unterlagen im Vatikan vergleichen. Die nach wie vor herrschende Unklarheit über den genauen Hergang der Ereignisse damals lasse ihr keine Ruhe.

In einem anderen Fall vertritt Anwältin Sgro auch die Familie von Emanuela Orlandi, einer 1983 verschleppten jugendlichen Vatikanbürgerin, deren Schicksal und Verbleib bis heute ungeklärt ist. Es ist einer der mysteriösesten Kriminalfälle Italiens. Zu Orlandis Verschwinden gibt es mehrere Theorien, unter anderem Bezüge zur Mafia und dem Attentat auf Papst Johannes Paul II. 1981 durch den Türken Ali Agca. Zuletzt war man Hinweisen nachgegangen, dass sich die sterblichen Überreste Orlandis auf dem deutschen Friedhof am Vatikan befinden könnten. Die fraglichen Gebeine erwiesen sich jedoch nach einer Untersuchung als deutlich älter, sodass der Vatikan die entsprechenden Ermittlungen im April 2020 einstellte. (tmg/KNA)