Weihbischof Eberlein: Minderheit beim Synodalen Weg nicht ignorieren
Der Hamburger Weihbischof Horst Eberlein hat davor gewarnt, Minderheitenpositionen beim Synodalen Weg zu ignorieren. Die Mehrheit sei nicht immer das Einzige, was gelte; aus seiner Sicht sei es wichtig, "dass wir die nicht vergessen, die nicht zu der Mehrheit gehören", sagte Eberlein in einem Interview in der aktuellen Ausgabe der Hamburger "Neuen Kirchenzeitung". Manche Mitglieder des kirchlichen Reformprozesses stürmten bei den Beratungen voran, andere seien vorsichtig und wollten bewahren. "Und es gibt die Bremser, die keine Lust haben. Sympathisch sind mir die, die was verändern wollen", so der Weihbischof.
Eberlein äußerte zudem die Erwartung, dass es bei der Umsetzung der Ergebnisse des Synodalen Wegs zu starken Unterschieden zwischen den Bistümern kommen werde. Die Ursache dafür liege auch in einer "durch unterschiedliche Sichtweisen und abwehrende Kräfte" stark gewordenen Polarisierung in der Kirche. Der 70-Jährige sprach sich vor diesem Hintergrund dafür aus, die Ergebnisse des Reformprozesses aufzunehmen und in den Gemeinden und der Theologie zu diskutieren. Zudem betonte er die Notwendigkeit, für den Synodalen Weg und die Erneuerung der Kirche zu beten.
Als wichtiges Thema des Reformprozesses nannte Eberlein die Frage der Macht, die alle Themen des Prozesses durchziehe. Für ihn sei Macht nicht nur negativ, sondern "eine Kraft, mit der ich gestalten kann, wenn ich sie verantwortlich und transparent wahrnehme". Dies gehe jedoch nur in Verbindung mit Verantwortung. Macht könne zum Wohle aller eingesetzte werden, aber auch zerstörerisch gebraucht werden. "Das müssen wir in der Kirche unterscheiden lernen", so Eberlein, der seit 2017 Weihbischof in Hamburg ist und in dieser Funktion bei liturgischen Handlungen aktuell Hamburgs Erzbischof Stefan Heße vertritt, der sich nach der Veröffentlichung des Kölner Missbrauchsgutachtens derzeit in einer von Papst Franziskus gewährten Auszeit befindet. (stz)