Marlene Specker arbeitet mit Handpuppen in der Gemeindekatechese

Warum eine Katechetin Videos mit der Handpuppe "Pater Lustig" dreht

Veröffentlicht am 23.05.2021 um 12:45 Uhr – Lesedauer: 

Norden ‐ Vor der Corona-Pandemie hatte Marlene Specker noch kein einziges Video gedreht, sagt sie. Mittlerweile sind es über 100, in denen sie mit der Handpuppe "Pater Lustig" über Gott und die Welt spricht. Im katholisch.de-Interview spricht die Katechetin über ihre Ideen und Kritik daran.

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Marlene Specker ist Gemeindekatechetin im ostfriesischen Norden – und die Stimme und Spielerin von "Pater Lustig" und seinen Handpuppen-Freunden. Im katholisch.de-Interview spricht sie darüber, warum die Arbeit mit Handpuppen für sie eine Möglichkeit ist, Kindern und Jugendlichen ein Stück von ihrem Glauben mitzugeben. 

Frage: Frau Specker, wie sind Sie auf die Idee dazu gekommen, Handpuppen in der Katechese einzusetzen?

Specker: Das hat vor allem mit der Corona-Pandemie zu tun. Die Handpuppe "Pater Lustig" hatte ich schon einige Jahre vorher, habe ihn allerdings nur als Knuddel-Puppe eingesetzt. In der Erstkommunionkatechese konnten die Kinder in den Pausen mit ihm spielen. Dann kam allerdings Corona, und "Pater Lustig" sollte nicht allein in meinem Büro bleiben. Im Seelsorgeteam haben wir uns gefragt, was wir tun können, um auch digital etwas für Kinder anzubieten. Ich habe dann mit "Pater Lustig" ein Testvideo gedreht. Ich hatte vorher noch nie ein Video gedreht oder mich überhaupt damit auseinandergesetzt, wie das funktioniert. Ich habe einfach mein Handy genommen und losgelegt. Meine Kolleginnen und Kollegen haben sich amüsiert und fanden das Video toll. Dieses Video konnte ich dann für unseren YouTube-Account produzieren. Das Ganze habe ich dann weiterentwickelt und noch andere Handpuppen eingebunden und die Videos zu Katechesen umgebaut.

Frage: Wie sind Sie überhaupt auf die Handpuppen gekommen?

Specker: In einer Lebenskrise habe ich selbst mit einer Handpuppe gearbeitet und das hat mir unheimlich gutgetan. Dadurch ist diese Faszination entstanden. Die Puppe, mit der ich während dieser Zeit gearbeitet habe, ist heute die Messdienerin Lentje und war meine erste Puppe. Auf die Handpuppe "Pater Lustig" bin ich zufällig gestoßen: Ich habe sie bei einer Arbeitskollegin gesehen und fand sie so toll, dass ich sie mir selbst zugelegt und "Pater Lustig" genannt habe – in Anlehnung an Peter Lustig, den Hauptdarsteller der ZDF-Serie "Löwenzahn". Neben Lentje und "Pater Lustig" war auch der Messdiener Louis schon vor der Pandemie als Spielgefährte für Kinder in der Erstkommunionvorbereitung im Einsatz. Die Schafe Pauline und Josef haben mir meine Kollegen im vergangenen Jahr zum 50. Geburtstag geschenkt. Außerdem gibt es noch die Gans Ludger, die nach unserem Kirchenpatron, dem heiligen Ludgerus, benannt ist.

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Frage: Was geht mit Handpuppen besser als bei "normalen" Gesprächen mit Kindern und Familien?

Specker: Durch die Handpuppen bekommen die Kinder einen einfacheren Zugang zu bestimmten Themen. Es ist faszinierend: Sobald die Hand in der Puppe steckt, schauen die Kinder nicht mehr mich an, sondern die Puppe und sie verfolgen, was sie sagt. Ich muss dafür nicht einmal meine Stimme verstellen. Manchmal ist es schwierig, in der Katechese Aufmerksamkeit zu bekommen, weil etwas trocken oder langweilig ist. Mit Handpuppen ist das aber anders. Weil sie immer lächeln, sind auch die Kinder fröhlich, wenn sie mit ihnen reden. Damit kann ich den Kindern viele Dinge mit einfachen Worten erklären.

Frage: Die Hauptfigur Ihrer Videos ist "Pater Lustig", also die Figur eines Franziskaner-Paters. Aktuell wird viel über die Rolle von Frauen in der Kirche diskutiert. Warum haben Sie sich dazu entschieden, einen Pater für Ihre Videos zu nehmen und nicht beispielsweise eine Gemeindereferentin?

Specker: Darüber habe ich ehrlich gesagt gar nicht nachgedacht. Allein die Puppe als freundlicher Franziskaner hat mich angesprochen und fasziniert. Ich danke Ihnen aber sehr für diese Frage, denn sie bringt mich zum Nachdenken.

Frage: Welche Rückmeldung bekommen Sie denn grundsätzlich zu den Videos?

Specker: Ich bekomme vor allem positive Rückmeldungen. Und das nicht nur von Kindern – auch Erwachsene schauen sich regelmäßig die Videos an. Es gibt einen kleinen "Fanclub", der es kaum erwarten kann, dass die nächste Folge erscheint.

Frage: Gibt es auch Kritik? Ich könnte mir vorstellen, dass gerade ältere Gemeindemitglieder diese Form der Glaubensvermittlung albern und kindisch finden…

Specker: Ja, das bekomme ich auch hin und wieder zu hören und ich finde das auch vollkommen in Ordnung. Wenn ich manchmal mit meinen Handpuppen in der Kirche bin und die Menschen anspreche, können sich einige Erwachsene nicht darauf einlassen, sondern sprechen direkt mit mir. Dann weiß ich sofort: Sie können mit der Puppe nichts anfangen. Ich bin neulich in ein Seniorenheim mit meinen Puppen eingeladen worden. Dort habe ich ganz deutlich erfahren, dass einige Feuer und Flamme waren und andere damit überhaupt nichts anfangen konnten. Bei Kindern ist das anders: Sie finden einen direkten Zugang zu den Handpuppen.   

Gemeindekatechetin Marlene Specker mit ihren Handpuppen
Bild: ©Privat

"Ich möchte mit meinen Puppen und vor allem mit 'Pater Lustig' von Gott und der Welt erzählen", sagt Gemeindekatechetin Marlene Specker. Ihr Ansporn ist es, Kindern und Jugendlichen ein Stück von ihrem Glauben mitzugeben.

Frage: Wie kommen Sie auf die Ideen für Ihre Videos?

Specker: Ich möchte mit meinen Puppen und vor allem mit "Pater Lustig" von Gott und der Welt erzählen. Dafür muss ich nur vor die Tür gehen. Ich wohne in einer wunderbaren Umgebung direkt hinterm Nordseedeich und habe einen großen Garten, der viele Inspirationen bietet. Neulich habe ich zum Beispiel bei der Gartenarbeit ein Nest mit kleinen Amseleiern entdeckt und direkt daran gedacht, wie Jesus mit seinen Jüngern einmal durch die Felder gezogen ist und ihnen erklärt hat, wie sorglos die Vögel sind und dass wir auch so sein sollen. Meistens sind es alltägliche Dinge, über die ich erzähle, was und wer mir begegnet, aber wichtig dabei ist mir immer, die Verbindung mit Gott zu finden. Gerne mache ich aber auch etwas zu Tagesheiligen oder bestimmten Festtagen.

Frage: Sie arbeiten schon seit längerer Zeit als Gemeindekatechetin an der Nordsee. Wie sind Sie dazu gekommen?

Specker: Auch durch einen Lebensumstand und tatsächlich durch Zufall. Vielleicht ein Wink des Himmels? Ich bin gelernte Köchin und Hotelfachfrau, und in dieser Gegend diesen Beruf auszuüben, ist sehr anstrengend. Aus privaten Gründen bin ich nach Norden gezogen und es war eine schwere Zeit, bis ich durch ein einfaches Kirchenläuten nach langer Zeit spontan wieder in den Gottesdienst gekommen bin. Das hat mir direkt wieder unheimlich Kraft gegeben und ich habe mich sofort zurückerinnert an meine Kindheit: Ich bin im emsländischen Wallfahrtsort Heede aufgewachsen und habe dort erlebt, wie stark der Glaube gelebt werden kann und wie viel Gutes in der Kirche für mich getan wurde. Mich hat diese lebendige Gemeinde in Norden gleich gefangen und so wurde glücklicherweise aus zunächst einem Ehrenamt die Stelle als Gemeindekatechetin für mich mein neuer Beruf.  Mein Ansporn ist, den Kindern und Jugendlichen ein Stück von diesem Glauben mitzugeben, der mich getragen hat, damit sie sich daran erinnern können, wenn sie selbst einmal in einer Krise stecken sollten.

Frage: Inwiefern kann das auch ein Vorteil sein, dass sie als Katechetin über ihren Glauben sprechen, ohne Theologie studiert zu haben?

Specker: Ich habe einen anderen Blickwinkel auf manche Dinge durch meine Lebensgeschichte mit all den Erfahrungen. Mein Glaube kommt aus tiefstem Herzen, dafür brauche ich kein Papier. Ich habe aber auch sehr interessiert Kurse besucht und eine Menge dazugelernt und lerne immer noch weiter. Auch für meine Videos musste ich viel recherchieren und in der Bibel lesen. So hat auch "Pater Lustig" mir im vergangenen Jahr einiges beigebracht. 

Von Christoph Brüwer