Generaloberer lehnt Bezeichnung "Schwarzer Papst" für sich entschieden ab

Ordensgeneral Sosa: Wir nutzen nicht aus, dass ein Jesuit Pontifex ist

Veröffentlicht am 11.05.2021 um 12:59 Uhr – Lesedauer: 

Madrid ‐ Mit Papst Franziskus sitzt erstmals ein Jesuit auf dem Stuhl Petri. Doch was bedeutet das für die Gesellschaft Jesu? Ordensgeneral Arturo Sosa sieht darin sogar einen Nachteil für die Jesuiten.

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Der Generalobere der Jesuiten, Pater Arturo Sosa, hat sich zur Beziehung des Ordens zu Papst Franziskus geäußert. "Weder die Leitung der Gesellschaft Jesu noch ich nutzen aus, dass ein Jesuit Bischof von Rom ist", sagte Sosa in dem neu erschienen Interviewbuch "En camino con Ignacio" ("Auf dem Weg mit Ignatius"), aus dem das spanische Magazin "Vida Nueva" am Dienstag einen Auszug veröffentlichte. Er unterhalte eine "sehr gesunde Beziehung" zum Papst, so der Ordensgeneral. "Wir sehen uns nicht zu viel und auch nicht mit einer exakten Regelmäßigkeit." Zudem versuche Franziskus nicht, auf Angelegenheit des Jesuitenordens Einfluss zu nehmen. Ein Jesuit als Papst sei zudem ein "Nachteil" für den Orden, denn Franziskus müsse sich davor hüten, dass der Eindruck einer Bevorzugung der Gesellschaft Jesu entstehe.

Nach der Wahl von des Jesuiten Jorge Mario Bergoglio zum Papst habe es eine "gewisse Unsicherheit" im Orden gegeben, so Sosa weiter. Man habe sich gefragt, wie das Verhältnis des ersten Jesuitenpapstes zur Gesellschaft Jesu sein werde. Franziskus habe diese Bedenken jedoch zerstreut, als er selbst beim damaligen Ordensgeneral Adolfo Nicolás angerufen und ihn zu einem Treffen eingeladen habe. Sosa habe dieses "brüderliche" Verhältnis von seinem Vorgänger geerbt. Dennoch habe er keinen direkten Zugang zum Papst, sondern sei auf die Vermittlung des Privatsekretärs von Franziskus angewiesen. Mindestens einmal im Jahr sei der Papst im Juli am Gedenktag des Jesuitengründers Ignatius von Loyola in der Generalkurie des Ordens zum Mittagessen zu Gast. Dann fühle sich der Pontifex "zu Hause", so Sosas Eindruck.

Jesuitenorden sei keine "parallele Kirche"

Sosa wies die Bezeichnung "Schwarzer Papst" für den Generaloberen der Jesuiten entschieden zurück. Sie sei "ausgesprochen absurd" und er benutze sie "nicht einmal scherzhaft". Dieser in der kirchlichen Umgangssprache geläufige Titel habe das Ziel, dem Orden zu schaden, in dem er ihn als eine Art "Parallelgesellschaft" in der Kirche darstelle. Sosa bat um Verzeihung, falls sich der Orden in der Vergangenheit wie eine "parallele Kirche" verhalten habe und betonte, dass der Auftrag der Jesuiten gerade darin bestehe, "der einen Kirche untergeordnet" zu dienen. Daher stamme auch das Versprechen von Mitgliedern des Ordens, keine kirchlichen Ämter und Titel anzustreben.

Der Venezolaner Soso ist seit 2016 Ordensgeneral der Jesuiten. Die 1540 von Papst Paul III. anerkannte Gesellschaft Jesu ist mit 16.000 Mitgliedern der größte Männerorden der Kirche. Neben den üblichen Ordensgelübden Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam legen die Jesuiten ein besonderes Gehorsamsversprechen gegenüber dem Papst ab. (rom)