Bischöfe lehnten Preis für Jugendbuch "Papierklavier" ab

DBK: Jugendbuchpreis nicht wegen Transgender-Thema nicht verliehen

Veröffentlicht am 20.05.2021 um 13:10 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Eigentlich sollte ein Jugendbuch von der Bischofskonferenz prämiert werden, in dem unter anderem Transgender-Themen vorkamen – doch der Ständige Rat lehnte ab. Mit dem Transgender-Thema hänge das aber nicht zusammen, heißt es nun.

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Die Befassung mit dem Thema Transgender hat laut der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) keine Rolle dabei gespielt, dass der Katholische Kinder- und Jugendbuchpreis in diesem Jahr nicht verliehen wurde. Der Sprecher der DBK, Matthias Kopp, teilte am Donnerstag über Twitter mit, dass man "Verständnis für die entstandenen Irritationen" habe. Der Ständige Rat hatte das Votum der Jury für das Jugendbuch "Papierklavier" der österreichischen Autorin Elisabeth Steinkellner nicht bestätigt, wie Anfang Mai bekannt wurde. Bereits im April hatte die DBK angekündigt, dass der Preis in diesem Jahr nicht verliehen werde.

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Die kritischen Rückmeldungen nehme man ernst, betonte Kopp. "Sie verdeutlichen die Erwartungen an unser Engagement für Kinder- und Jugendliteratur, das die Kirche weiterhin einbringen wird." Dabei betonte er aber, dass weder das Thema Transgender noch die Autorin, die bereits zuvor mehrfach auf der Empfehlungsliste des Preises vertreten war, für die Entscheidung maßgeblich waren. "Das vorgeschlagene Buch bündelt eindrucksvoll in einem Brennglas die heutige Lebenswirklichkeit von Jugendlichen", so Kopp und wiederholte seine vorherige Auskunft, dass die Auffassung bei den Bischöfen überwogen habe, dass das Buch nicht hinreichend den Kriterien des Preises entspreche. Nähere Angaben zu den Gründen gab die DBK nicht bekannt. Die Statuten des Preises legen fest, dass er für Veröffentlichungen verliehen wird, "die beispielhaft und altersgemäß christliche Lebenshaltungen verdeutlichen". Dabei müsse "die transzendente und damit religiöse Dimension erkennbar sein". Das Votum der Jury muss vom Ständigen Rat bestätigt werden.

Protest von 222 Kinder- und Jugendbuchautoren

Nachdem der Kölner Stadtanzeiger über den Vorgang berichtet hatte, haben sich am Montag 222 Kinder- und Jugendbuchautoren mit einem Offenen Brief zu Wort gemeldet. Die Unterzeichner, zu denen Nora Gomringer, Paul Maar, Kirsten Boie und Isabel Abedi gehören, sahen in der Nicht-Auszeichnung eine Beschädigung des Preises und forderten den Ständigen Rat auf, die Entscheidung zu überdenken.

Im Offenen Brief wurde die Entscheidung als nicht nachvollziehbar bezeichnet. Das Buch sei von einer Jury aus Experten nominiert worden, "die nicht nur mit den Statuten des Preises bestens vertraut ist, sondern deren Expertise, auch im theologischen Sinne, wesentlich dazu beigetragen hat, den Preis zu einer hochkarätigen Auszeichnung im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur zu machen". Auch der Arbeitskreis für Jugendliteratur und die Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen kritisierten am Montag den Vorgang und nannten ihn einen "Akt der Bevormundung".

Der Katholische Kinder- und Jugendbuchpreis, vormals Katholischer Kinderbuchpreis, wird von der Deutschen Bischofskonferenz seit 1979 verliehen und ist mit 5.000 Euro dotiert. Die Idee ging von dem Schriftsteller Willi Fährmann aus, der den Münsteraner Bischof Heinrich Tenhumberg bat, stärker auf die Bedeutung von Kinder- und Jugendliteratur hinzuweisen. 2020 erhielt Susan Keller für "Elektrische Fische" den Preis. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde die Preisverleihung jedoch vertagt. (fxn)